Köln, Augsburg (epd). Der Jesuitenpater Klaus Mertes hat den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki für dessen Umgang mit der Aufklärung der Missbrauchsfälle durch Geistliche kritisiert. „Er versteht sich als ein aufgeklärter Monarch, der alles gut und richtig machen will und auch getan hat, abgesehen von einigen verzeihlichen Fehlern“, sagte er der Zeitung „Augsburger Allgemeine“ (Samstag). „Ich glaube, er tritt deswegen nicht zurück, weil er sein Scheitern nicht sieht.“ Offen sei, ob die beiden Apostolischen Visitatoren, die Papst Franziskus im Juni nach Köln geschickt hatte, dies auch so sähen.
Im Jahr 2018 sei Kardinal Woelki „glaubwürdig erschüttert“ gewesen, sagte Mertes. „Er richtete im Eiltempo einen Betroffenenbeirat ein, er versprach, dass in einem unabhängigen Gutachten die Namen von Verantwortlichen genannt würden, kurz: Er preschte vor.“ Die Betroffenen hätten ihm daraufhin applaudiert. „Nun ja, und dann instrumentalisierte er den Beirat und nahm das erste Gutachten wegen angeblicher Mängel unter Verschluss“, betonte der Jesuitenpater, der vor elf Jahren die Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg öffentlich gemacht hatte.
Der Kölner Erzbischof steht für seinen Umgang mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen durch Geistliche in seinem Erzbistum seit Monaten in der Kritik. Papst Franziskus hatte im Juni die Apostolischen Visitatoren, Kardinal Anders Arborelius und Bischof Johannes van den Hende, nach Köln geschickt, um den Umgang des Erzbistums Köln mit Missbrauchsfällen zu untersuchen. Die Ergebnisse sollten dem Papst vorgelegt werden. Dessen Entscheidung steht noch aus.