Düsseldorf (epd). Im Vergleich zum vergangenen Winter fürchten aktuell weniger Menschen, dass sie wegen der Corona-Pandemie ihren Arbeitsplatz verlieren. Wie aus einer am Dienstag in Düsseldorf veröffentlichten Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht, gaben Anfang Juli acht Prozent an, Sorge vor einem Jobverlust zu haben. Im November 2020 waren es noch 13 Prozent.
Auch die Belastungsgefühle der Befragten sind den Angaben nach seit dem Lockdown zur Jahresbeginn stark zurückgegangen: In der familiären Situation seien sie um neun Prozentpunkte auf nun 19 Prozent gesunken, in der Gesamtsituation sanken die Belastungen der Befragten sogar um zwölf Prozentpunkte auf 28 Prozent. Als Grund für den Rückgang nannten die Wissenschaftler vor allem die Schulöffnungen. Insgesamt fühlten sich Eltern weiterhin stärker belastet als kinderlose Befragte. Die stärkste Belastung wiesen demnach Alleinerziehende auf.
Trotz der abnehmenden Sorgen kommt die Erhebung auch zu dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung unzufrieden sind. Im Juli 2021 äußerten sich 59 Prozent kritisch zum politischen Umgang mit der Pandemie. Das seien 15 Prozentpunkte mehr als im November 2020 und sogar 26 Prozentpunkte mehr als im Sommer 2020, hieß es.
Die Hans-Böckler-Stiftung führt die wachsende Unzufriedenheit darauf zurück, dass die Pandemie „Lücken im sozialen Sicherungssystem“ offengelegt habe. „Nicht alle Menschen werden etwa gleichermaßen von krisenbedingten Einkommenseinbußen geschützt“, hieß es.
Menschen, die bereits vor der Krise über ein niedrigeres Einkommen verfügten, hätten in der Pandemie besonders häufig Einkommensverluste zu beklagen. So berichteten 60 Prozent der Befragten, die angaben, vor der Krise über ein Haushaltseinkommen unterhalb von 2.000 Euro netto monatlich zu verfügen, über Verluste beim Haushaltseinkommen. Dagegen waren es bei den Befragten mit einem Haushaltseinkommen von mehr als 4.500 Euro nur 49 Prozent.
Für den fünften Teil der repräsentativen Erwerbspersonenbefragung, die die Hans-Böckler-Stiftung seit Frühjahr 2020 durchführt, sind von Ende Juni bis Mitte Juli rund 5.000 Erwerbstätige und Arbeitssuchende online zu ihrer Lebenssituation befragt worden.