Landesbischof: Antisemitismus und Rassismus rote Linien im Wahlkampf

Landesbischof: Antisemitismus und Rassismus rote Linien im Wahlkampf
30.07.2021
epd
epd-Gespräch: Marcus Mockler

Stuttgart (epd). Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat Antisemitismus und Rassismus als rote Linien im Bundestagswahlkampf bezeichnet. Sie dürften von keiner Partei überschritten werden, sagte Landesbischof Frank Otfried July dem Evangelischen Pressedienst (epd). Man gebe aber keine konkrete Empfehlung für die Wahl am 26. September ab, betonte er. Der Bischof sprach sich für Respekt und Fairness im Wahlkampf aus, da sich die Gesellschaft momentan extrem polarisiere und die Verrohung in der Kommunikation zunehme.

Im Blick auf die sinkenden Mitgliederzahlen der evangelischen Kirche stellte July Positionen infrage, die diesen Trend für umkehrbar halten. „Man muss unterscheiden lernen, was beeinflussbar ist und was erst einmal nicht“, sagte er. So gebe es allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen wie den Individualismus oder den demographischen Wandel, an denen sich zunächst nichts ändern lasse. Durch die Befragung von Ausgetretenen, wie sie derzeit die Landeskirche vornehme, könne man dagegen lernen, wie sich das Austrittsverhalten beeinflussen lasse.

Die Öffentlichkeit sollte nach Überzeugung des Landesbischofs dennoch wahrnehmen, dass auch bei sinkender Mitgliederzahl nach wie vor Hunderttausende Menschen kirchlich aktiv seien. „Die Kirchen bleiben die größte gesellschaftliche Kraft“, betonte er. Deshalb sollte die Kirche weiterhin selbstbewusst und stark auftreten.

Besorgt beobachtet July, dass Corona-Pandemie und Flutkatastrophe in Deutschland den Blick für die Nöte der Welt teilweise einschränkten. Wenn die aktuelle Mentalität laute „Jeder ist sich selbst der Nächste“, dann haben Christen dem Bischof zufolge eine andere Botschaft: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, auch den fernen Nächsten.“