Bonn (epd). Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, ist überrascht, dass 2020 weniger Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten sind als im Vorjahr. „Ich hatte nach der Kritik an der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln mit deutlich mehr Kirchenaustritten gerechnet“, sagte Sternberg dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch).
Dass sich besonders engagierte Christen abwenden, beunruhige ihn. „Sie sind tief enttäuscht von der Kirche und sehr verbittert und verärgert über ausgebliebene Reformen. Misstöne aus Rom haben diese Verärgerung und Wut auf die Kirche immer weiter gesteigert“, sagte Sternberg. Gerade bei diesen Menschen müsse die Kirche Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen.
Mit Blick auf Reformen durch den Synodalen Weg warnte Sternberg vor zu hohen Erwartungen: „Es geht nicht darum, die Kirche wieder strahlen zu lassen und alle ausgetretenen Menschen zurückzuholen“, betonte der ZdK-Präsident. Viele Probleme ließen sich nur auf der Ebene der Weltkirche angehen. „Aber wenn wir die großen Konfliktthemen offen benennen und diskutieren, hat das auch eine Signalwirkung für Rom“, betonte Sternberg.