Berlin (epd). Geringverdiener zahlen offenbar überproportional viel Geld in die Sozialkassen ein. Menschen mit einem Jahreseinkommen bis 30.000 Euro verfügten über 24 Prozent des Einkommens, zahlten aber 36 Prozent der Sozialabgaben, erklärte die Linksfraktion im Bundestag am Dienstag und verwies auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes und eine Antwort des Arbeitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2016 und sind aufgrund von Fristen für Einkommensteuererklärungen die jüngsten verfügbaren. Zunächst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe darüber berichtet.
Durchschnittsverdiener mit einem Jahresgehalt zwischen 30.000 bis 50.000 Euro verfügen den Angaben nach über 23 Prozent des Einkommens und tragen 26 Prozent der Abgaben. Gutverdiener mit einem Jahreseinkommen bis 70.000 Euro stünden für 17 Prozent des Einkommens und schulterten 18 Prozent der Sozialabgaben. Diese Zahlen ergeben sich aus den Angaben der zu versteuernden Einkommen in bestimmten Einkommensgruppen und den Angaben zu abziehbaren Vorsorgeaufwendungen für die gesetzlichen Krankenkassen.
In seiner Antwort auf die Anfrage erläuterte das Arbeitsministerium, dass als Berechnungsgrundlage Alleinstehende ohne Kinder berücksichtigt wurden und die „typisierend zuzuordnenden Bruttolöhne“. Dabei handele es sich um eine stark abstrahierte Darstellung. Die Steuer- und Abgabenlast sei bei gemeinsam veranlagten Partnern sowie bei zu berücksichtigenden Kindern und weiteren Regelungen wie Sonderausgaben oder Werbungskosten geringer.
Die Linksfraktion verwies darauf, dass mit steigendem Einkommen sich aufgrund der Beitragsbemessungsgrenzen das Verhältnis zwischen Einkommen und Abgabenlast umkehre. So entfielen auf Besserverdiener mit bis zu 110.000 Euro Jahreseinkommen 13 Prozent des Einkommens und elf Prozent der Sozialabgaben. Spitzenverdiener mit einem Jahreseinkommen ab 110.000 Euro stünden für 23 Prozent des Einkommens und lediglich neun Prozent der Sozialabgaben.
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch fordert eine Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenzen. Es sei ungerecht und nicht hinnehmbar, dass Durchschnittsverdiener auf ihren kompletten Lohn Abgaben zahlen müssen, Spitzenverdiener dagegen nur auf einen kleinen Teil, sagte er. Dass die Mittelschicht und kleine Einkommen deutlich überproportional die Sozialsysteme finanzierten, solle nach Corona nicht aufrecht erhalten werden.