Forscher: Fensterventilatoren ermöglichen sicheren Schulbetrieb

Forscher: Fensterventilatoren ermöglichen sicheren Schulbetrieb
25.06.2021
epd
epd-Gespräch: Urs Mundt

Göttingen (epd). Aus Sicht des Göttinger Strömungsforschers Eberhard Bodenschatz sollte die Politik den Einbau von nach außen blasenden Ventilatoren in Schulen fördern. „Diese Geräte sind alternativlos günstig und können unkompliziert eingebaut werden. Wenn wir im neuen Schuljahr infektionssicheren Präsenzunterricht auch bei steigenden Inzidenzen wollen, führt an diesen Geräten kein Weg vorbei“, sagte der Direktor des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Dass der Bund und die meisten Länder diese Geräte nach mehr als einjähriger Debatte immer noch nicht fördern, verstehe ich nicht“, kritisierte Bodenschatz.

Der Bund fördere seit dem 11. Juni den Einbau von Lüftungsanlagen, jedoch nur in Einrichtungen für Kinder unter zwölf Jahren, also etwa in Grundschulen und Kitas. „Aber auch die Klassenräume von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren sollten raumlufttechnisch belüftet werden. Denn ältere Kinder geben beim Ausatmen mehr Aerosole ab“, gab der Physiker zu bedenken.

Zudem betreffe die Bundesförderung nur komplexe Anlagen mit Wärmetauscher, Filtersystem und Steuerung. Diese Geräte seien zwar technisch überlegen, etwa weil sie in der kalten Jahreszeit die Luft austauschen, aber die Heizwärme zurückbehalten. Anschaffung und Einbau seien jedoch vergleichsweise teuer und aufwändig. Für die meisten Schulen kämen sie daher zumindest nicht kurzfristig infrage. „Eine solche Anlage kostet mit Einbau sicher 10.000 Euro, ein Außenventilator nur 1.000 Euro, mit Außenluftfilter nochmal 500 Euro mehr“, erklärte Bodenschatz.

„Die flächendeckende Durchlüftung von fast allen Klassenzimmern kann man mit simplen Ventilatoren, die man auch mit Außenfiltern ausstatten kann, schnell erreichen“, ist Bodenschatz überzeugt. Die 40 Zentimeter großen Geräte sorgten für einen fünffachen Luftwechsel pro Stunde, wenn sie kontinuierlich betrieben werden. Bei Außentemperaturen unter 10 Grad werde der gleiche Effekt erzielt, wenn sich der Ventilator automatische alle 20 Minuten für fünfminütiges Stoßlüften einschalte.