Rheinischer Präses: Gestalt der Kirche wird sich grundlegend ändern

Kirchenstrukturen reformieren
©epd-bild/Hans-Jürgen Bauer
Der rheinische Präses Thorsten fwürde es begrüßen, wenn in der Kirche behördliche Strukturen zurückgefahren und die Menschen stärker in ihren Lebenswelten wie Schule, Familie und Beruf begleitet werden.
Rheinischer Präses: Gestalt der Kirche wird sich grundlegend ändern
25.06.2021
epd
epd-Gespräch: Ingo Lehnick

Düsseldorf (epd). Der neue rheinische Präses Thorsten Latzel sieht die evangelische Kirche in einem „tiefen Transformationsprozess“. Sie werde ihre Gestalt grundlegend verändern, sagte der 50-jährige Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Kirche der Zukunft müsse Hoffnung vermitteln, die Gesellschaft nach Corona stärken und sich stärker an den Mitgliedern orientieren.

Behördliche Strukturen sollten zurückgefahren und die Menschen stärker in ihren Lebenswelten wie Schule, Familie und Beruf begleitet werden. Wichtig seien auch die Nutzung neuer digitaler Kommunikationswege sowie Kooperationen zwischen den Gemeinden und mit Partnern in Ökumene und Zivilgesellschaft.

Latzel steht am Montag 100 Tage als leitender Geistlicher an der Spitze der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er war im Januar zum Nachfolger von Manfred Rekowski gewählt und am 20. März ins Präses-Amt eingeführt worden. Die rheinische Kirche ist mit knapp 2,4 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland. Sie erstreckt sich über Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen.

Bei der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt sprach sich Latzel für mehr externe Beteiligung aus. „Auf jeden Fall brauchen wir die Expertise anderer Menschen“, sagte er. „Es war und ist wichtig, dass wir das Missbrauchsthema transparent, unabhängig und gemeinsam mit den Betroffenen aufarbeiten.“ Nach dem vorläufigen Scheitern des Betroffenenbeirats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stelle sich aber die Frage, ob ein solches Gremium das richtige Instrument gewesen sei: „Die Mitglieder waren keine homogene Gruppe, sondern hatten zurecht unterschiedliche Bedürfnisse und Anliegen. Vielleicht müssen wir stärker in jedem Einzelfall hören, was die Anliegen der Opfer sind.“

Der Aufarbeitungsprozess der evangelischen Kirche war zuletzt in die Kritik geraten, weil der Beirat mit Betroffenen sexualisierter Gewalt nach dem Rücktritt mehrerer Mitglieder ausgesetzt wurde. Sie kritisierten eine mangelnde Ausstattung des Beirats und die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Gremium der EKD.