Washington (epd). Trotz Warnungen vor einer möglichen Politisierung haben die römisch-katholischen Bischöfe in den USA beschlossen, eine „formelle Erklärung über die Bedeutung der Eucharistie im Leben der Kirche“ zu verfassen. Das teilte die Bischofskonferenz am Freitag (Ortszeit) mit. Bei einer Geheimabstimmung hätten sich 168 Bischöfe für ein solches Lehrdokument ausgesprochen und 55 dagegen. Sechs enthielten sich der Stimme.
Eine Passage wird sich mutmaßlich mit der Eucharistie für katholische Politiker befassen, die sich nicht an die kirchliche Ablehnung von Abtreibungen und andere Lehrgrundsätze halten. Betroffen wäre davon auch US-Präsident Joe Biden, ein häufiger Kirchgänger, der viel über seine katholischen Glauben spricht, dennoch aber für ein Legalisierung von Abtreibungen eintritt.
Bei einer mehrstündigen Diskussion am Donnerstag sagte Erzbischof Salvatore Cordileone aus San Francisco, die Bischöfe verlören Glaubwürdigkeit, wenn sie sich nicht klar äußern. Bischof Liam Cary aus Baker in Oregon erklärte, die gegenwärtige Situation mit einem katholischen Präsidenten, der sich gegen die Lehre der Kirche stellt, habe es noch nie gegeben.
Kardinal Wilton Gregory von der Hauptstadt Washington drängte, die Bischöfe sollten sich mehr Zeit nehmen, um zu einer gemeinsamen Haltung zu kommen. Sollte ein Papier jetzt geschrieben werde, sagte der Bischof von San Diego, Robert McElroy, werde dieses als „Waffe“ benutzt bei politischen Auseinandersetzungen.
Beobachter werteten die Abstimmung als Sieg für die konservative Strömung unter den Bischöfen. Ein Komitee kann nun mit der Arbeit an der Erklärung beginnen. Der Prozess dürfte Monate dauern, alle Bischöfe stimmen letztendlich über die Endfassung ab. Nach Angaben des Vorsitzenden des Komitees für Doktrin, Bischof Kevin Rhoades, wird die Erklärung Richtlinien enthalten und keine verpflichtenden nationalen Regeln. Es gehe auch nicht um einzelne Personen.
Kirchenrechtlich gesehen bestimmen Ortsbischöfe, ob bestimmten Menschen in ihrer Diözese vom Empfang der Kommunion ausgeschlossen werden. Kardinal Gregory in der US-Hauptstadt hat klar gemacht, dass Biden willkommen ist.
Wie die meisten Politiker der Demokratischen Partei befürwortet Biden das US-Verfassungsgerichtsurteil von 1973 zur Legalisierung der Abtreibung. Er sei persönlich gegen Abtreibung, sei aber nicht der Ansicht, er könne seine Haltung der Gesellschaft aufdrängen. Biden ist nach John F. Kennedy (1961-1963) der zweite römisch-katholische Präsident.