Religionslehrer im Erzbistum Köln fühlen sich ratlos

Religionslehrer im Erzbistum Köln fühlen sich ratlos
Die Missbrauchskrise in Köln erschwert die Arbeit einiger katholischer Religionslehrer im Erzbistum Köln. Manche von ihnen haben ihre kirchliche Lehrbefugnis zurückgegeben. Das Erzbistum spricht von Einzelfällen.

Köln (epd). Der katholische Religionsunterricht im Erzbistum Köln hat nach Meinung der Vereinigung katholischer Religionslehrerinnen -und lehrer unter der Missbrauchskrise und der Corona-Pandemie gelitten. Die Vorsitzende der Vereinigung, Agnes Steinmetz, sprach von einer „großen Ratlosigkeit“. „Wir haben den Auftrag, in der Schule die Lehre der Kirche vorzustellen. Das bedeutet nicht, dass wir sie verteidigen müssen. Wir werden aber gefragt, was wir denn davon halten. Und dazu sind offensichtlich Kolleginnen und Kollegen nicht mehr in der Lage, dies positiv zu tun“, sagte Steinmetz dem Bistumssender domradio.de. Vereinzelt hätten Religionslehrer ihre kirchliche Bevollmächtigung zurückgegeben.

Das Erzbistum Köln sprach am Donnerstag von „Ausnahmefällen“. Ein Sprecher teilte mit, dass seit dem Sommer 2020 insgesamt 16 Religionslehrende ihre Mission Canonica - ihre Bevollmächtigung für den Religionsunterricht - zurückgegeben hätten, sieben davon mit Verweis auf die Missbrauchsthematik. Vier von ihnen befänden sich bereits im Ruhestand. Derzeit verzeichne die amtliche Statistik für das Erzbistum Köln mehr als 4.900 aktive Religionslehrerinnen und -lehrer. Am Mittwoch hatten zudem 94 neue Religionslehrerinnen und - lehrer ihre Missio Canonica erhalten.

Steinmetz warnte auch vor der Folge von vermehrten Kirchenaustritten. Kirchenaustritte seien nicht unbedingt ein Thema bei Kindern und Jugendlichen, sondern bei Erwachsenen, die dann dafür sorgten, dass Schülerinnen und Schüler nicht mehr in den Religionsunterricht gingen, sagte sie. „Wir befürchten, dass es dann nicht mehr die Möglichkeit gibt, die Schülerinnen und Schüler mit dem zu erreichen, was eigentlich unsere Aufgabe ist“, betonte Steinmetz.

Die Corona-Pandemie habe den Religionsunterricht noch einmal erschwert, sagte Steinmetz. Sie hoffe, dass es nach den Sommerferien nicht wieder zu einem Ausfall komme. Das sei er nämlich de facto, weil es eben in der Distanzphase und auch in den Phasen des Wechselunterrichts keine Mischung der Gruppen geben durfte, erklärte sie. „Da waren wir als erste betroffen, obwohl - ich muss es mal deutlich sagen - der Religionsunterricht das einzige Fach ist, das sogar durch das Grundgesetz gesichert ist.“