Frankfurt a.M. (epd). Die Zahl der erwachsenen Hartz-IV-Empfänger ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist im Zuge der Corona-Krise spürbar gestiegen. Sie erhöhte sich um mehr als 100.000 auf derzeit rund 1,8 Millionen, wie die Bundesregierung auf Anfrage der FDP mitteilte. Das Arbeitsministerium bezog sich dabei auf die aktuellsten Daten der Bundesagentur für Arbeit vom Februar 2021. Über die Zahlen hatte zunächst die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (Donnerstag) berichtet.
Den Angaben zufolge war es im September 2019 erstmals seit Jahren gelungen, die Zahl der unqualifizierten Arbeitslosengeld-II-Bezieher unter die Marke von 1,7 Millionen zu senken. Nach dem Ausbruch der Corona-Krise ging ihre Zahl aber wieder in die Höhe: Im Mai 2020 stieg sie auf mehr als 1,8 Millionen, wo sie bis heute stagniert.
Unter den Hartz-IV-Beziehern ohne abgeschlossene Berufsausbildung waren laut Bundesagentur im Februar dieses Jahres 831.000 Frauen (45,8 Prozent). Insgesamt 239.000 oder 13,2 Prozent waren jünger als 26 Jahre. 526.000 (29 Prozent) lebten mit einem Partner oder einer Partnerin und minderjährigen Kindern zusammen, 231.000 oder 12,7 Prozent waren alleinerziehend.
Fehlende berufliche Qualifizierung ist eine Hauptursache für Langzeitarbeitslosigkeit. Doch nicht einmal jeder zehnte (8,9 Prozent) erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher nimmt aktuell an einer Fördermaßnahme der Bundesagentur teil, wie es hieß.
Das Ministerium betont in seiner Antwort die wichtige Rolle, die Qualifizierung spiele, um Arbeitslosigkeit zu verhindern. „In Deutschland entscheidet die Qualifikation maßgeblich über Arbeitsmarkt- und Beschäftigungschancen“, heißt es in der Antwort. „Gering qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Langzeitarbeitslose haben trotz guter Beschäftigungsentwicklung Schwierigkeiten, eine nachhaltige berufliche Integration zu erreichen, auch wenn sich die Beschäftigungssituation für Helfer- und Hilfskräfte im Rahmen der guten Arbeitsmarktlage in den vergangenen Jahren ebenfalls insgesamt verbessert hat.“
Der FDP-Politiker Pascal Kober forderte ein dichteres Netz an Förder- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Hartz-IV-Empfänger. „Unterbrechungen von Qualifizierungsmaßnahmen müssen die Ausnahme sein, da sonst das Erlernte zu schnell wieder verloren geht“, betonte er.