London (epd). Gewaltsame Proteste haben laut dem Weltfriedensindex im ersten Jahr der Corona-Pandemie in vielen Ländern zugenommen. Es habe im Jahr 2020 mehr gewaltsame Demonstrationen und Unruhen gegeben, erklärte das Institut für Wirtschaft und Frieden bei der Vorstellung des „Global Peace Index“ am Donnerstag in London. Dem jährlich erscheinenden Bericht zufolge gab es im vergangenen Jahr weltweit 14.871 gewaltsame Demonstrationen, von denen sich 5.000 gegen staatliche Corona-Maßnahmen richteten.
Der Direktor des internationalen Forschungsinstituts, Steve Killelea, sagte: „Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie werden weitere Unsicherheit schaffen, insbesondere in Ländern, die auch schon vor der Pandemie Probleme hatten.“
Insgesamt hat dem Bericht zufolge die Friedfertigkeit im vergangenen Jahr leicht abgenommen. Unter anderem hätten mehr Länder ihre Militärausgaben erhöht und mehr Soldatinnen und Soldaten für ihre Armee rekrutiert. Die höchsten Militärausgaben hatten demnach die USA, China, Deutschland und Südkorea. Zur Messung der weltweiten Friedfertigkeit zog das Institut 23 qualitative und quantitative Indikatoren zu Sicherheit, internen Konflikten oder Militarisierung heran. Erfasst wurden 163 Länder und Territorien mit 99,7 Prozent der Weltbevölkerung.
Das konfliktreichste Land ist dem Bericht zufolge Afghanistan, gefolgt von Jemen, Syrien, Südsudan und dem Irak. Island steht wie im Jahr zuvor an der Spitze der friedfertigen Länder. Die wirtschaftlichen Kosten von Gewalt und Konflikten schätzt der Bericht für das Jahr 2020 auf 14,96 Billionen US-Dollar (12,5 Billionen Euro). Das entspreche etwa 11,6 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Die Forscherinnen und Forscher stellten auch Verbesserungen fest. So habe es im Vergleich zum Vorjahr weniger bewaffnete Konflikte und weniger Tote in kriegerischen Auseinandersetzungen gegeben. Die Zahl sei aber immer noch viel höher als noch vor zehn Jahren. Auch bei Terrorattentaten sind dem Bericht zufolge weniger Menschen getötet worden als in den Vorjahren. Vorläufige Daten gingen von weniger als 10.000 Toten aus, damit sinke die Zahl seit sechs Jahren in Folge. Zugleich hätten etwa 60 Prozent der Weltbevölkerung Angst davor, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, betonen die Forscherinnen und Forscher.