Düsseldorf (epd). Die Zahl der erwachsenen Hartz-IV-Empfänger ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist einem Bericht zufolge im Zuge der Corona-Krise spürbar gestiegen. Sie erhöhte sich um mehr als 100.000 auf derzeit rund 1,8 Millionen, wie die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (Donnerstag) unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der FDP berichtete. Das Arbeitsministerium beziehe sich dabei auf die aktuellsten Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Den Angaben zufolge war es im September 2019 erstmals seit Jahren gelungen, die Zahl der unqualifizierten Arbeitslosengeld-II-Bezieher unter die Marke von 1,7 Millionen zu senken. Nach dem Ausbruch der Corona-Krise sei ihre Zahl aber wieder sprunghaft in die Höhe gegangen: Im Mai 2020 sei sie auf über 1,8 Millionen gestiegen, wo sie bis heute stagniere. Fehlende berufliche Qualifizierung ist eine Hauptursache für Langzeitarbeitslosigkeit. Doch nicht einmal jeder zehnte erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher nimmt aktuell an einer Fördermaßnahme der BA teil, wie es hieß.
Das Ministerium betonte laut Bericht in seiner Antwort die wichtige Rolle, die Qualifizierung spiele, um Arbeitslosigkeit zu verhindern. „In Deutschland entscheidet die Qualifikation maßgeblich über Arbeitsmarkt- und Beschäftigungschancen“, heiße es in der Antwort. „Gering qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Langzeitarbeitslose haben trotz guter Beschäftigungsentwicklung Schwierigkeiten, eine nachhaltige berufliche Integration zu erreichen, auch wenn sich die Beschäftigungssituation für Helfer- und Hilfskräfte im Rahmen der guten Arbeitsmarktlage in den vergangenen Jahren ebenfalls insgesamt verbessert hat.“
Der FDP-Politiker Pascal Kober forderte ein dichteres Netz an Förder- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Hartz-IV-Empfänger. „Unterbrechungen von Qualifizierungsmaßnahmen müssen die Ausnahme sein, da sonst das Erlernte zu schnell wieder verloren geht“, betonte er.