Nun müsse verstärkt darüber nachgedacht werden, "wie die Kosten der Pandemie eigentlich bezahlt werden können und wie die extrem unterschiedlich verteilten Lasten ein Stück weit ausgeglichen werden können", sagte Heinrich Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, im Festgottesdienst zu 600 Jahre Bartholomäuskirche in Mistelgau bei Bayreuth.
Für die Hochvermögenden sei das Pandemiejahr das finanziell erfolgreichste in der Menschheitsgeschichte gewesen, sagte Bedford-Strohm. Die Zahl der Milliardäre in Deutschland sei um 29 auf 136 Personen gestiegen. Und gleichzeitig seien mehr als 100 Millionen Menschen weltweit durch die Pandemie in absolute Armut gefallen und müssten von weniger als 1,80 Dollar pro Tag leben, zitierte der Bischof Schätzungen der Weltbank.
Warnung vor "Parallelwelten"
Nach 15 Monaten der Pandemie und einer "kommunikativen Durststrecke" sehne er sich außerdem wieder nach physischen Treffen, wo man sich direkt in die Augen schauen und miteinander reden könne - "vielleicht ja bald auch ohne Maske". Der Bischof erhofft sich auch neue Aufbrüche: "Wir haben so viel zu verarbeiten, und das geht am besten mit anderen zusammen."
Zugleich rief er die Menschen dazu auf, innezuhalten. Es seien regelrechte "Parallelwelten der Kommunikation entstanden, wenn es um die Deutung der Pandemie oder die Position zum Impfen geht". Verschwörungstheorien seien nur die Spitze des Eisbergs. Es werde sehr schnell emotional - dabei helfe, innezuhalten und zu überlegen, ob man selbst breit genug informiert sei oder warum jemand so großes Misstrauen gegenüber Staat und Wissenschaft haben könnte.