Erkelenz (epd). Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sollten zur geplanten Einhaltung der Erderwärmung von maximal 1,5 Grad Celsius nur noch 235 Millionen Tonnen Kohle im Rheinischen Braunkohlerevier gefördert werden. Würde sich der Energiekonzern RWE auf eine entsprechende Reduzierung der Fördermenge einlassen, könnten die Dörfer am Rande des Tagesbaus Garzweiler II erhalten bleiben, sagte der Wirtschaftswissenschaftler Pao-Yu Oei am Freitag bei der Vorstellung der Studie. Die Untersuchung wurde im Auftrag der Initiative „Alle Dörfer bleiben“ durchgeführt, die sich für den Erhalt der fünf Dörfer am Rande des Abbaugebietes einsetzt.
Durch die Reduzierung könnte der Ausstieg aus der Kohleförderung in Nordrhein-Westfalen bereits bis zum Jahr 2028 umgesetzt werden, erklärte Oei. Derzeit sieht die Leitentscheidung der NRW-Landesregierung zur Kohleförderung in der Region den Abbau von bis zu 900 Millionen Tonnen Braunkohle vor. Dafür gibt es nach Ansicht des Wissenschaftlers keine wirtschaftliche Notwendigkeit, da die Nachfrage nach Kohlestrom vor dem Hintergrund des CO2-Zertifikatehandels zurückgehe. Die Braunkohlekraftwerke - vor allem die großen 600 Megawatt starken Meiler - könnten deshalb deutlich früher ausgeschaltet werden als derzeit geplant, betonte Oei, der auch Mitglied der Forschungsgruppe „Coal Exit“ ist.
David Dresen von „Alle Dörfer bleiben“ erklärte mit Blick auf die Studie, dass es für die weiterhin drohende Abbaggerung der Dörfer am Rande von Garzweiler II keine energiewirtschaftliche Notwendigkeit gebe. Man verlange jetzt sowohl vom Bund wie vom Land eine „rechtssichere Garantie für den Erhalt der Dörfer“. Die Dörfer, in denen derzeit noch zwischen 200 und 300 Menschen lebten, brauchten sofort eine Zusicherung, dass sie nicht abgebaggert werden. Das Land hatte bei der Leitentscheidung beschlossen, dass erst 2026 über eine mögliche Abbaggerung entschieden werde.