Berlin (epd). Der Klimawandel führt einer neuen Studie zufolge vor allem für Ältere zu mehr „Hitzestress“ und damit zu erhöhten Patientenzahlen in den deutschen Kliniken. „Wir können Belege vorzeigen, für wen und wo diese Belastungen heute und in der Zukunft problematisch sein können“, sagte Nicolas Koch, Forschungsleiter am Mercator-Institut, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Versorgungsreports „Klima & Gesundheit“. Die Modellrechnung entstand gemeinsam durch das Wissenschaftliche Institut der AOK, das Helmholtz-Zentrum und das Mercator-Institut.
Demnach sind durch Hitzefolgen an jedem extrem heißen Tag 40 zusätzliche Klinikeinweisungen pro eine Million über 65-jähriger Patienten zu erwarten. Im Schnitt werden täglich 1.350 Personen stationär aufgenommen. „Rund drei Prozent der klinisch versorgten Personen gehen an heißen Tagen auf das Konto von Hitzestress.“
Die Daten zeigten auch, dass ein Viertel der rund 18 Millionen über 65-Jährigen in Deutschland überdurchschnittlich hitzegefährdet ist. Sie seien besonders empfindlich, vor allem wegen möglicher Vorerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislaufproblemen, Demenz oder Depressionen. Aus dieser Gruppe komme es an Hitzetagen zu überdurchschnittlich vielen Klinikeinweisungen. „Bei den am stärksten gefährdeten Senioren finden wir bis zu 550 weitere Klinikeinweisungen je eine Million Ältere am Tag“, so der Forscher: „Hitzestress ist stark ungleich verteilt in der älteren Bevölkerung.“
Zu beachten sei auch, dass diese Gefährdung regional stark variiert, wie Auswertungen von klinischen Behandlungen in den Landkreisen gezeigt hätten. Der Grund: Nicht überall wohnen gleich viele Menschen mit einem individuellen Risikopotenzial. Der Altersdurchschnitt variiert und auch die Vorerkrankungen sind unterschiedlich oft zu diagnostizieren.
Schließlich projizierten die Forscher die Folgen des Klimawandels bis zum Jahr 2100 mit einem durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg um fünf Grad Celsius. „Dann würden nach unseren Schätzungen sechs Mal so viele hitzebedingte Klinikeinweisungen stattfinden würden wie im Durchschnitt der zurückliegenden zehn Jahre“, sagte Koch.
Ausgewertet wurden die Abrechnungsdaten aller Krankenhausbehandlungen von über 65-jährigen AOK-Versicherten 2008 bis 20018. Ermittelt wurden dann über 300 Risikofaktoren durch Hitze, die sich zum Teil gegenseitig beeinflussen.