Düsseldorf, Köln (epd). Trotz Protesten will der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki einem Bericht zufolge am Mittwoch Jugendliche in einer Düsseldorfer Gemeinde firmen. Das Erzbistum Köln bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag, dass die Firmung wie geplant stattfinden werde. Gemeindevertreter hatten den Kölner Erzbischof zuvor gebeten, nicht an der Firmung teilzunehmen. Zuerst hatte die „Rheinischen Post“ (Dienstag) darüber berichtet.
Der Besuch des Kardinals ist umstritten. Rund 140 Gemeindemitglieder hatten in einem Offenen Brief an Woelki von einem Vertrauensverlust gesprochen und ihn gebeten, die Firmfeier in der Gemeinde nicht zu leiten. Bei einem nicht-öffentlichen Krisengespräch in der Gemeinde im Anschluss hatten mehr als 60 Katholiken dem Erzbischof symbolisch die Rote Karte gezeigt. Die Protestinitiative erklärte nun auf der Internetseite der Gemeinde, im Sinne der Firmlinge wolle sie auf weitere Protestaktionen verzichten.
Ein Anlass der Kritik ist das Bekanntwerden von sexuellen Übergriffen zweier Priester, die früher in der Gemeinde tätig waren. In beiden Fällen wird dem Kardinal vorgeworfen, Fehler gemacht zu haben. Bei vielen Gemeindemitgliedern würden Erinnerungen an Übergriffe und Grenzverletzungen wach, hieß es in dem Offenen Brief. Eine juristische Aufarbeitung dessen reiche nicht aus. Die Gemeinde forderte: „Wir brauchen auch eine systemische, moralische und theologische Aufarbeitung.“ Woelki war in der Gemeinde als Praktikant und später auch als Diakon tätig.
Im Erzbistum Köln findet seit dieser Woche eine vom Papst veranlasste Visitation statt. Dabei sollen sich die Bischöfe von Stockholm und Rotterdam, Anders Arborelius und Johannes van den Hende, ein Bild der Situation im Erzbistum machen und mögliche Fehler im Umgang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen der Bistumsleitung untersuchen.