Köln (epd). Katholische Laienvertreter hoffen einem Zeitungsbericht zufolge, dass die Apostolische Visitation nach der Kritik an der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln zu Veränderungen führt. Der Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, Gregor Stiels, kritisierte die Ankündigung von Kardinal Rainer Maria Woelki, trotz Kritik an der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle weiter im Amt zu bleiben. „Das zeigt, dass der Kardinal die Lage nicht mehr realistisch einschätzt“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag). Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum, Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), nannte die die Visitation „einen entscheidenden Schritt“, auf den bald eine Entscheidung des Papstes folgen müsse.
Am Montag sollte Medienberichten zufolge die von Papst Franziskus veranlasste Apostolische Visitation im Erzbistum Köln beginnen. Dabei sollen sich die Bischöfe von Stockholm und Rotterdam, Anders Arborelius und Johannes van den Hende, ein Bild der Situation im Erzbistum verschaffen und mögliche Fehler des Kölner Erzbischofs, Kardinal Rainer Maria Woelki, der Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff sowie des heutigen Hamburger Erzbischofs Stefan Heße untersuchen. Laut WDR werden die Visitatoren auch mit den beiden ehemaligen Sprechern des Betroffenen-Beirats und der ehemaligen Beauftragten für Missbrauch im Erzbistum, Christa Pesch, sprechen.
Stiels sagte, es habe bereits viele Forderungen nach umfassender Veränderung im Erzbistum gegeben, zuletzt von mehreren Kreis- und Stadtdechanten. Er hoffe, dass die päpstlichen Visitatoren Woelki das nun klarmachen können. „Der Kardinal sitzt einkaserniert in seinem Bischofshaus und nimmt selbst das nicht mehr wahr, was alle ihm sagen, die nah an der Stimmungslage in den Gemeinden sind“, sagte Stiels.
Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum, Kurzbach, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Einen weiteren Schwebezustand können wir uns nicht mehr leisten, sonst treten weitere Zehntausende aus der Kirche aus.“
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hatte am Wochenende nach dem Rücktrittsgesuch des Münchener Erzbischofs Reinhard Marx einem solchen Schritt eine Absage erteilt. Als Bischof trage er die Verantwortung, dass es anders werde, erklärte Woelki: „Mit allen Kräften will ich mich dafür einsetzen, dass die Aufarbeitung weitergeht. Und ich will die Veränderungen vorantreiben.“
Marx hatte am Freitag angekündigt, auf sein Bischofsamt verzichten zu wollen und mit seinem beim Papst eingereichten Rücktrittsgesuch Konsequenzen aus dem Umgang seiner Kirche mit Missbrauchsfällen zu ziehen. Er wolle Mitverantwortung übernehmen „für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, hieß es in dem Brief von Marx an Papst Franziskus. Er wolle Verantwortung tragen, „nicht nur für eigene mögliche Fehler, sondern für die Institution Kirche“.