Mexiko-Stadt (epd). In Mexiko finden am Sonntag die umfangreichsten Wahlen in der Geschichte des Landes statt. Die Mexikanerinnen und Mexikaner sollen 500 Mitglieder des Bundesparlaments, 15 Gouverneure, 30 regionale Abgeordnetenhäuser und etwa 2.000 Bürgermeister sowie weitere lokale Amtsträger wählen. Über 93 Millionen Menschen sind dazu aufgerufen, an die Urnen zu gehen.
Bei den Wahlen steht zwar nicht das Amt des Präsidenten zur Disposition, dennoch gelten sie als Stimmungsmesser für den Rückhalt des Staatschefs Andrés Manuel López Obrador. Sie werden darüber entscheiden, mit welcher Macht das Staatsoberhaupt bis zum Ende seiner sechsjährigen Amtszeit im Jahr 2024 regieren kann. Bislang dominieren die Abgeordneten seiner Morena-Partei im Bundesparlament mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Auch im Senat verfügt eine ihn stützende Koalition über mehr als 50 Prozent der Sitze. Die Stärke der Morena-Partei basiert im Wesentlichen auf der Beliebtheit von López Obrador, der als links-nationalistisch eingeordnet wird.
Sollte es nach den Wahlen bei den Sitzverhältnissen bleiben, kann der Präsident weiterhin ohne Rücksicht auf die Opposition regieren. Vorabumfragen lassen zwar keine Zweifel daran, dass Morena auch weiterhin das Bundesparlament dominieren wird. Ob es aber bei der Zwei-Drittel-Mehrheit bleibt, ist fraglich. Vor allem im reicheren Norden Mexikos sind oppositionelle wirtschaftsliberale Parteien stark, die auf Bundesebene in einem Bündnis gegen Morena antreten.
Der Wahlkampf war von zahlreichen Gewalttaten überschattet. Nach Angaben der Beratungsgesellschaft Etellekt wurden seit vergangenem September 91 Politiker ermordet, 36 von ihnen waren Kandidaten für ein politisches Amt. Insgesamt gab es demnach 910 Angriffe auf verschiedensten Ebenen: Drohungen und Schikanen, körperliche Angriffe und Entführungen und Morden. 14 der Todesopfer waren Frauen.