Osnabrück (epd). Der Deutsche Kulturrat warnt vor Einsparungen im Kulturbetrieb in den nächsten Jahren. „Wir versuchen, den Parteien vor der Bundestagswahl das Versprechen abzuringen, dass sie nicht an der Kultur sparen“, sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Wie nach der Finanzkrise von 2008 seien jetzt wieder Einsparungen bei der Kultur zu befürchten. „Ich mache mir besondere Sorgen um die vielen Kommunen, die überschuldet sind. Die Kommunen nehmen deutlich weniger Geld ein, weil Gewerbesteuer fehlt. Das wird sich auf die kulturelle Infrastruktur auswirken.“
Gleichzeitig lobte Zimmermann das Engagement des Bundes und der Länder für die vom Lockdown betroffenen Kultureinrichtungen: „Ich schätze, dass in der Corona-Krise bis zu zehn Milliarden Euro zusätzlich in den Kulturbetrieb geflossen sind. Darum haben wir kein Massensterben von Kultureinrichtungen und Kulturbetrieben. Das ist ein großer Erfolg.“
Allerdings sei der Kulturbereich sehr krisenanfällig. „Viele soloselbstständige Künstler sind ja in Tagesfrist in Not gefallen. Sie hatten keine Rücklagen“, sagte Zimmermann. „Wir müssen uns überlegen, wie der Kulturbereich für die Zeit nach der Pandemie krisenfester gemacht werden kann.“ Er forderte, dass gerade für Beschäftigte in den Bereichen des Kulturmanagements und der Kulturvermittlung wieder zu tariflich gebundener sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zurückgefunden werden müsse.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates rechnet damit, dass sich die Situation des Kulturbereichs erst in einigen Jahren wieder stabilisiert haben wird. Dabei spiele die Kultur bei der Bewältigung der Krise eine herausragende Rolle. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir den Kultursektor vollumfänglich erhalten“, betonte er. „Die Künstlerinnen und Künstler arbeiten schon an Reaktionen auf die Pandemie. Das wird die große Stunde der Kultur, der Kunst.“