Bielefeld (epd). Die schrittweise Rückkehr zu realen Treffen durch das Abflauen der Corona-Pandemie ist nach den Worten der westfälischen Präses Annette Kurschus auch für die Kirchen eine große Erleichterung. „Angesichts sinkender Inzidenzzahlen wächst in den Gemeinden nun die Freude, wieder Gottesdienste in leibhaftiger Form zu planen und zu feiern“, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Man lerne neu zu schätzen, „wie unersetzlich es zum Beispiel ist, sich aus den eigenen vier Wänden wegzubewegen an einen anderen Ort, um dort gemeinsam mit anderen Gottesdienst zu feiern“.
Besonders sehnten sich die Kinder und Jugendlichen danach, sich wieder treffen zu können, erklärte die 58-jährige Theologin, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Ein ernstes Problem habe sich darin gezeigt, dass viele Kinder und Jugendliche speziell aus prekären Verhältnissen „von der Bildfläche verschwunden“ seien. „Hier stellt sich auch für uns eine Aufgabe, denn Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Kirche ist immer auch Kinder- und Jugendsozialarbeit.“
Kurschus plädierte dafür, neu entstandene digitale Angebote beizubehalten, aber zugleich eine „Kultur der Leiblichkeit“ zu pflegen. Im Blick auf Gottesdienste denke sie etwa an das Abendmahl, das für Gemeinschaft stehe: „sich um einen Tisch versammeln, gemeinsam das Brot brechen und aus einem Kelch trinken“.
„Das Abendmahl lebt davon, dass wir körperliche Nähe spüren, andere Menschen neben uns fühlen, sie buchstäblich riechen können“, sagte die westfälische Präses. „Diese Dimension macht Kirche wesentlich aus.“ Die Bibel habe dafür ein starkes Bild, indem sie Christen als Leib Christi bezeichne. Ein digitales Abendmahl sei für sie persönlich dagegen „eine befremdliche Vorstellung“.