Osnabrück (epd). In Brasilien werden so viele Menschen in Polizeieinsätzen getötet wie in keinem anderen Land. Das ist das Ergebnis einer Studie, die terre des hommes Deutschland und Schweiz am Dienstag vorgestellt haben. Die von Polizei und Militär eingesetzten Waffen stammten oft aus deutscher oder Schweizer Herstellung.
„Die Zahl der Todesopfer von Polizeigewalt in Brasilien steigt seit 2013 immer weiter an, 2019 waren es 6.375, ein Viertel der Opfer war unter 19 Jahre alt“, sagte der Kinderrechtsexperte von terre des hommes Deutschland, Ralf Willinger. Die Kinder- und Menschenrechtsorganisation forderte einen sofortigen Exportstopp sämtlicher Rüstungsgüter nach Brasilien. Der Studie zufolge ist Deutschland Brasiliens größter Waffenlieferant. Im Jahr 2020 habe Brasilien deutsche Rüstungsgüter im Wert von 114 Millionen Euro erhalten.
Mehr als drei Viertel der Opfer seien Afrobrasilianer aus ärmeren Stadtvierteln. Fast alle Opfer seien Jungen oder Männer. Die Studie zeige auch, dass der brasilianische Staat seine Waffenbestände unzureichend kontrolliere. „Es kommt zur Veruntreuung, und große Zahlen von Waffen und Munition verschwinden, darunter viele europäische Fabrikate“, erklärte Andrea Zellhuber von terre des hommes Schweiz. „Viele dieser Waffen und Munition werden für Verbrechen und Massaker verwendet.“
Die von terre des hommes Deutschland und Schweiz in Auftrag gegebene Studie wurde zusammen mit dem „Instituto Sou da Paz“ erstellt. Die brasilianischen Organisation setzt sich seit mehr als 15 Jahren für die Reduzierung der Gewalt in der brasilianischen Gesellschaft ein.