Köln (epd). Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht der von Papst Franziskus beauftragten Untersuchung zum Umgang des Erzbistums Köln mit Missbrauchsfällen vertrauensvoll entgegen. „Es ist gut und richtig für die Aufarbeitung und die Folgen, dass es jetzt durch die Visitation auch einen nüchternen und differenzierten Blick von außen auf unser Erzbistum gibt“, heißt es in einer am Freitagabend veröffentlichten Stellungnahme Woelkis. Er räumte ein, es unterschätzt zu haben, „welche immensen Auswirkungen die Aufarbeitung von Schuld nach sich zieht“.
Der Erzbischof sprach sich für eine vorbehaltlose Aufklärung aus. „Ich bin der tiefen Überzeugung, dass wir als Christen nicht die Zukunft gewinnen können, wenn wir uns nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Das gilt auch für mich“, betonte Woelki. Zugleich rief er die Bistumsgremien und Kirchenmitglieder zum Dialog auf. „Das ist zurzeit nicht ganz so einfach, weil wir wie überall in der Gesellschaft eine starke Tendenz zu Polarisierung haben“, beklagte Woelki. „Dieses Gift der Polarisierung, dieses ausschließende 'Du oder ich' müssen wir als Christen überwinden.“
Die Gesandten des Heiligen Stuhls sollen sich laut Apostolischer Nuntiatur bereits im Juni vor Ort ein Bild der Situation im Erzbistum verschaffen. Dabei würden sie mögliche Fehler des Kölner Erzbischofs, Kardinal Rainer Maria Woelki, der Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff sowie des heutigen Hamburger Erzbischofs Stefan Heße untersuchen.
Kardinal Woelki steht seit Monaten in der Kritik wegen seines Verhaltens im Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum. Im vergangenen Jahr hielt er ein von ihm beauftragtes Gutachten wegen angeblich methodischer Mängel unter Verschluss. Ein zweites Gutachten, das im März vorgelegt wurde, entlastete den Erzbischof, stellte aber schwere Pflichtverletzungen bei weiteren Mitgliedern der Bistumsführung im Umgang mit Missbrauchs-Verdachtsfällen fest. Der frühere Kölner Generalvikar und derzeitige Hamburger Erzbischof Heße sowie Schwaderlapp boten daraufhin dem Papst den Rücktritt an.
Auch an der Basis schwelt Unmut. In kürzlich veröffentlichten Offenen Brief beklagten rund 140 Gemeindemitglieder einer Düsseldorfer Kirchengemeinde einen Vertrauensverlust und baten den Erzbischof, an einer Firmung am 9. Juni nicht teilzunehmen.