Oaxaca de Juárez, Bogotá (epd). Die Interamerikanische Menschenrechtskommission darf nach Kolumbien einreisen, um die Menschenrechtslage nach den massiven Protesten im Land zu untersuchen. Das erklärte die Vizepräsidentin und Außenministerin Marta Lucía Rámirez in Bogotá. Das Land sei bereit für den Besuch, zitierte die Tageszeitung „El Tiempo“ die Politikerin. Damit hat die kolumbianische Regierung einen Schwenk vorgenommen. Noch am Montag hatte Ramírez erklärt, dass solche Untersuchungen erst möglich seien, wenn die „eigenen Behörden“ ihre Arbeit erledigt hätten.
Die Menschenrechtskommission, die der Organisation Amerikanischer Staaten angegliedert ist, hatte sich in den vergangenen Wochen besorgt über die „schweren Menschenrechtsverletzungen“ geäußert, die während der sozialen Proteste von Sicherheitskräften verübt worden seien. Nach Angaben der kolumbianischen Staatsanwaltschaft sind bei Demonstrationen und anderen Aktivitäten 43 Menschen ums Leben gekommen. Das Friedensinstitut Indepaz spricht von 51 Toten, 132 Personen gelten dem Institut zufolge als verschwunden.
Zuletzt erlag am Mittwoch in der Stadt Tuluá ein 18-Jähriger seinen Schussverletzungen. Er war am Vortag angeschossen worden. Bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten wurde in der Stadt im Südwesten Kolumbiens ein Justizgebäude in Brand gesetzt.
Hunderttausende Kolumbianerinnen und Kolumbianer protestieren seit Ende April gegen Maßnahmen der rechten Regierung des Präsidenten Iván Duque. Auslöser war eine geplante Steuerreform, mit der Mehrausgaben durch die Corona-Krise ausgeglichen werden sollten. Duque hat das Vorhaben inzwischen zurückgenommen, doch die Proteste gehen weiter.