Düsseldorf, Berlin (epd). Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die Kooperation mit dem Islamverband Ditib für den islamischen Religionsunterricht verteidigt. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) sei „alles andere als eine Organisation, die ich positiv finde“, sagte Reul beim Live-Video-Format „Bild live“ (Donnerstag). Andererseits sei es der größte islamische Verband in Deutschland. „Wenn wir Islamunterricht organisieren wollen, brauchen wir Ansprechpartner, und die müssen auf der anderen Seite sein“, erklärte er. Die Ditib vertritt nach eigenen Angaben rund 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime.
NRW hat die rechtlichen Grundlagen für den islamischen Religionsunterricht neu geregelt. Die Landesregierung hat mit sechs islamischen Organisationen Verträge zur Zusammenarbeit in einer Kommission geschlossen, die an der Erarbeitung von Lehrplänen, der Erteilung der Lehrbefugnis für Religionslehrer sowie bei der Genehmigung von Lehrmitteln mitwirkt. Beteiligt sind neben der Ditib auch die Islamische Religionsgemeinschaft NRW, das Bündnis Marokkanische Gemeinde, die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, die Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland und der Verband der Islamischen Kulturzentren.
Die Einbeziehung von Ditib hatte Proteste ausgelöst. Kritik kam unter anderem von der Konferenz der Europäischen Rabbiner, dem Liberal-Islamischen Bund, der Kurdischen Gemeinde Deutschland, aber auch von Bundes-Politikern von CDU, FDP und Grünen wie Cem Özdemir. Sie warnen vor dem Einfluss der türkischen Regierung auf Schulen in Deutschland. So ist die Ditib der Religionsbehörde Diyanet in Ankara unterstellt.
Das Schulministerium hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Der NRW-Landesverband der Ditib habe seine Satzung geändert, so dass in der Zusammenarbeit beim islamischen Religionsunterricht „von einer ausreichenden Unabhängigkeit vom Ditib-Bundesverband und vom türkischen Staat ausgegangen werden kann“, teilte das Ministerium am Dienstagabend mit. Zudem habe der Ditib-Landesverband sich wie alle anderen mitwirkenden Verbände vertraglich verpflichtet, bei der Zusammenarbeit die gemeinsam geteilten Werte des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen zu Grunde zu legen.