Köln (epd). Die Mehrheit der Deutschen ist laut einer Umfrage für einen Boykott der FIFA Weltmeisterschaft der Männer in Katar. 65 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, das Turnier 2022 aus Protest gegen Menschenrechtsverstöße im Gastgeberland zu boykottieren und die deutsche Nationalmannschaft nicht zu entsenden, wie aus einer am Samstag veröffentlichten Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des WDR hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Lediglich 26 Prozent sprachen sich hingegen für eine Teilnahme aus. Neun Prozent wollten sich nicht festlegen oder keine Angabe machen. Befragt wurden am 10. und 11. Mai 1.198 Wahlberechtigte online und per Telefon.
Auch unter den fußballinteressierten Befragten war die Ablehnung des Turniers hoch. Den Angaben zufolge sprachen sich 61 Prozent für einen Boykott aus und ein Drittel (33 Prozent) für eine Teilnahme. Mit 67 Prozent lag die Ablehnung bei den Befragten, die sich nicht für Fußball interessieren, etwas höher. Nur rund ein Fünftel (21 Prozent) sprach sich für eine Teilnahme aus.
Der Deutsche Fußballbund wollte sich laut WDR auf Nachfrage nicht zu den aktuellen Ergebnissen äußern. Bereits Ende April erklärte der DFB, dass die Vergabe an das Wüstenemirat in Hinsicht auf Menschenrechte und Nachhaltigkeit problematisch sei. Einen Verzicht auf die Teilnahme an dem Turnier halte man aber „für nicht zielführend“.
In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Streiks in Katar gegeben. Videos zeigen, wie Gastarbeiter dagegen protestieren, dass ihre Arbeitsverträge nicht den gesetzlichen Vorgaben zu Mindestlohn, Arbeitszeiten und dem Recht auf Arbeitsplatzwechsel entsprächen. Amnesty International fordert von der FIFA, Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der WM in Katar zu verhindern. Nach wie vor würden Tausende von Arbeitsmigrantinnen und -migranten in dem Emirat ausgebeutet und missbraucht. Der britische „Guardian“ berichtete, dass seit der Vergabe an Katar im Jahr 2010 mindestens 6.500 Gastarbeiter aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka gestorben seien. Das WM-Organisationskomitee nennt dagegen im Zusammenhang mit dem WM-Stadionbau die Zahl von 37 verstorbenen Gastarbeitern.