Biobauer: Töten im Ei ist nicht besser als Kükenschreddern

Biobauer: Töten im Ei ist nicht besser als Kükenschreddern
21.05.2021
epd
epd-Gespräch: Urs Mundt

Uelzen (epd). Das Töten von Küken vor dem Schlüpfen verstößt aus Sicht des Öko-Aktivisten und Biobauern Carsten Bauck genauso gegen das Tierschutzgesetz wie die gängige Praxis des Schredderns und Vergasens von Küken. Der Demeter-Landwirt aus Klein Süstedt bei Uelzen begrüßt zwar das am Donnerstag vom Bundestag beschlossene Verbot des Kükentötens kurz nach dem Schlüpfen. „Wenn nun aber stattdessen genau so viele Küken per Geschlechtsbestimmung im Ei vor dem Schlüpfen getötet werden, haben wir nichts erreicht“, sagte Bauck dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der 44-Jährige zählt zu den Initiatoren der „Bruderhahn Initiative Deutschland“, die sich seit 2013 gegen das Töten männlicher Küken stemmt.

Das nun geplante massenhafte Töten vor dem Schlüpfen sei keine Verbesserung, da die Küken schon im Ei Schmerz empfinden können, betonte Bauck. „Es sieht nur weniger schlimm aus, weil Sie nur ein Ei wegwerfen, statt ein niedliches Küken zu zerschreddern oder zu vergasen. Das ist Verbraucherbetrug.“

Bis heute würden jährlich mehr als 40 Millionen Tiere kurz nach dem Schlüpfen getötet, da sich ihre Haltung im System der Ei- und Fleischproduktion ökonomisch nicht lohne. Nach gängiger Rechtsauslegung gebe man diesen wirtschaftlichen Grund als „vernünftigen Grund“ im Sinne des Tierschutzgesetzes aus. Das Gesetz verbietet es, einem Tier „ohne vernünftigen Grund“ Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. „Mit dem gleichen Trick will man jetzt das Töten im Ei rechtfertigen“, kritisierte Bauck.

Der Landwirt unterstützt die Züchtung einer „Zweinutzungshuhn“-Rasse für den Ökolandbau, die sich für die Produktion von Fleisch und Eiern gleichermaßen eignet. Auf seinem Hof ziehe er schon jetzt auch die männlichen Küken auf. Erst nach 22 Wochen würden sie geschlachtet. Dagegen erreichten die als Hähnchen angebotenen Tiere aus der konventionellen Intensivmast ihr Schlachtgewicht schon nach etwa 30 Tagen.

Bauck hält das Töten von Tieren, um sie zu essen, grundsätzlich für gerechtfertigt. „Ich glaube, dass dies in der Schöpfung so vorgesehen ist.“ Das aktuelle System der Ei- und Fleischproduktion sei aber aus dem Ruder gelaufen und schade Mensch und Tier. „Der Umgang mit den Tieren in den Mastanlagen und Schlachthöfen ist ein Armutszeugnis für die Gesellschaft“, sagte Bauck. Er plädiert dafür, das System auf die Prinzipien des Ökolandbaus umzustellen. „Eier, Fleisch und Milch werden dann wesentlich teurer. Wir werden dann weniger davon essen, dafür aber bewusster und dankbarer.“