Bremen (epd). Im Fall des wegen Volksverhetzung vom Bremer Amtsgericht verurteilten Pastors Olaf Latzel gibt es zeitnah keinen Termin für die Berufung in der nächsten Instanz, die der evangelische Theologe eingelegt hat. „Die zuständige Kammer ist aktuell bereits bis in den Oktober mit terminierten Hauptverhandlungen verhindert“, erklärte der Sprecher des Landgerichtes Bremen, Jan Stegemann, auf epd-Anfrage und führte aus: „Vor November dürfte daher wahrscheinlich vorbehaltlich frei werdender Sitzungstage mit der Verhandlung nicht begonnen werden.“
„Voraussichtlich wird die Verhandlung dann mehr als einen Tag in Anspruch nehmen, allerdings nicht deutlich darüber“, ergänzte Stegemann. Das Amtsgericht hatte den konservativen Theologen Latzel im November wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt, wogegen der 53-Jährige Berufung einlegte. Das Urteil, das für bundesweite Schlagzeilen sorgte, ist deshalb noch nicht rechtskräftig. (Az. 96 Ds 225 Js 26577/20)
Nach Auffassung des Amtsgerichtes hatte der Theologe in einem sogenannten „Eheseminar“ im Oktober 2019 zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt. Im Verlauf des Seminars warnte er unter anderem, Homosexualität sei eine „Degenerationsform von Gesellschaft“ und „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day“.
Gegen Latzel läuft ein kirchenrechtliches Disziplinarverfahren, das bis zu einem gerichtlichen Urteil ruht. Eine vorläufige Dienstenthebung wurde zwischenzeitlich wieder aufgehoben.
In jüngster Vergangenheit haben immer wieder bislang Unbekannte die historische Bremer St.-Martini-Kirche beschmiert, an der Latzel arbeitet. Außerdem wurde das Auto des Pastors zerkratzt, Latzel selber persönlich bedroht. Die Polizei ermittelt.
Die Arbeiten einer Spezialfirma zur Entfernung der Schmierereien an der St.-Martini-Kirche haben gerade begonnen. Die Farbe werde unter anderem per Hochdruck mit heißem Wasserdampf entfernt, sagte Kirchenarchitekt Thilo Wichmann am Mittwoch dem epd. Die Arbeiten kosten nach seinen Angaben insgesamt knapp 20.000 Euro.
Die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche erhält im Zusammenhang mit den Vorgängen um die Äußerungen von Latzel beleidigende, drohende und abschätzige Zuschriften, Mails und Anrufe aus dem Kreis derjenigen, die den Pastor unterstützen. „Dabei geht es um Glaubensfragen, Homosexualität und dienstrechtliche Entscheidungen“, sagte Bremens leitender Theologe Bernd Kuschnerus am Mittwoch vor der digitalen Frühjahrssynode der Kirche. „Wir werden mit Hassrede in verschiedenen Abstufungen konfrontiert.“