Eisenach (epd). Auf der Wartburg ist am Dienstag der Ankunft des Reformators Martin Luther vor 500 Jahren gedacht worden. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eröffnete die Sonderausstellung „Luther im Exil. Wartburgalltag 1521“, die für die Öffentlichkeit Corona-bedingt aber vorerst geschlossen bleibt. Für die Evangelische Landeskirche in Mitteldeutschland hielt Bischof Friedrich Kramer eine Andacht in Erinnerung an den historischen Moment. Der sonst an einem 4. Mai auf der Wartburg übliche Gottesdienst musste in diesem Jahr abgesagt werden.
Martin Luther (1483-1546) war am 4. Mai 1521 auf dem Heimweg nach Wittenberg zum Schein auf die Wartburg entführt worden. Er sollte so dem Zugriff Kaiser Karls V. nach dem Wormser Reichstag entzogen werden. Kurfürst Friedrich der Weise hatte die Aktion angeordnet. Während seiner zehnmonatigen Schutzhaft übersetzte Luther als „Junker Jörg“ zwischen Dezember 1521 und Februar 1522 das Neue Testament in nur elf Wochen vor allem aus dem Griechischen ins Deutsche.
Der Ministerpräsident bescheinigte der neuen Ausstellung, den Blick auf Bereiche zu richten, die bei der Beschäftigung mit dem Reformator sonst oft verborgen blieben. So vervollständigten insbesondere die dem Alltagsleben vor 500 Jahren gewidmeten musealen Stationen im Hof der Burg „das Verständnis für diesen zentralen Teil unseres kulturellen Erbes“. Zu den Stationen zählen unter anderem der Nachbau von Luthers Reisewagen, die rekonstruierte Küche und ein Kräutergarten.
In den Innenräumen der Vogtei legt die Ausstellung den Fokus dagegen auf Luthers Briefwechsel. Zudem sind die 16 auf der Wartburg aus seiner Feder entstandenen Werke zu besichtigen - darunter die Bibel-Übersetzung. Luther habe in seinem Exil auf der Burg eine Sprachgewalt entfaltet, die bis heute die Sprache bestimme, sagte Kramer. „Er hat uns das Evangelium in einer Weise geschenkt, dass uns heute noch das Herz aufgeht und wir voller Stolz und Fröhlichkeit evangelische Christen sein können“, so der Bischof.