Berlin (epd). Die Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt beklagen ein anhaltend hohes Niveau von Gewalttaten. Im vergangenen Jahr zählten die in acht Bundesländern vertretenen Anlaufstellen trotz der Corona-Einschränkungen 1.322 rechte und rassistische Angriffe. Mindestens drei bis vier Menschen würden täglich Opfer rechter Gewalt, sagte die Geschäftsführerin der Brandenburger Opferperspektive, Judith Porath, am Dienstag in Berlin. Von den 1.922 direkt von den Taten Betroffenen seien fast ein Fünftel Kinder und Jugendliche (339) gewesen.
Elf Menschen seien 2020 bei rechten Gewalttaten ums Lebens gekommen, darunter die neun Opfer des rechtsterroristischen Anschlags von Hanau im Februar 2020. Jeweils zwei Menschen starben in Sachsen und Thüringen durch homofeindlich motivierte Gewalt.
Rund zwei Drittel aller Angriffe (809 Fälle) registrierten die Beratungsstellen als rassistisch motiviert. Betroffen waren überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund und Schwarze Deutsche. Eine starke Zunahme gab es auch beim anti-asiatischen Rassismus. 237 Angriffe richteten sich gegen politische Gegnerinnen und Gegner. Porath kritisierte die anhaltende Diskrepanz zwischen den Zahlen staatlicher Stellen und Behörden und den Zahlen der Beratungsstellen. Viele rechte Taten würden von Polizei und Justiz weiterhin nicht als solche erfasst und als einfache Kriminalität eingestuft.