Berlin, Düsseldorf, Hamburg (epd). Am Tag der Arbeit haben Gewerkschaften und Politik die Frage nach einer gerechten Verteilung der Corona-Lasten in den Fokus gerückt. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warnte am Samstag in Düsseldorf vor einer sozialen Spaltung: Nach der Krise werde es einen „Riesen-Aufholbedarf“ geben. Weitere Politiker und Gewerkschafter mahnten in Ihren Ansprachen mehr Hilfen vor allem für kleinere Betriebe, Selbstständige und Familien an.
Allein in Hessen sind am Samstag Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um für Arbeitnehmerrechte zu demonstrieren. An der zentralen DGB-Kundgebung in Frankfurt am Main hätten in der Spitze 3.000 Menschen teilgenommen, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nahezu alle Demonstranten hätten Masken getragen und sich an die Abstandsregeln gehalten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dankte am Tag der Arbeit den Bürgerinnen und Bürgern für ihren Einsatz und ihre Geduld in der Corona-Pandemie. „Gerade Berufe, die sonst nicht solche Aufmerksamkeit bekommen, haben das Land am Laufen gehalten,“ sagte Merkel am Samstag in ihrem Video-Podcast.
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, hob zum Tag der Arbeit die Bedeutung des solidarischen Zusammenhalts und eines starken Sozialstaates hervor. Nach über einem Jahr Corona-Pandemie seien die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise zwar enorm, sagte er am Samstag auf einer DGB-Kundgebung in Hamburg, an der coronabedingt nur 200 Menschen teilnehmen konnten. Durch solidarisches Handeln sei es aber gelungen, das Schlimmste zu verhindern.
„In den vergangenen Monaten haben Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräte dafür gekämpft, dass soziale Härten abgefedert und viele Jobs gesichert wurden“, so Hoffmann. Dazu gehörten mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz, verbindliche Regeln fürs Homeoffice, bessere Unterstützung von Familien sowie ein verlängertes und höheres Kurzarbeitergeld.
Laschet würdigte bei der landeszentralen DGB-Kundgebung den Einsatz von Verkäuferinnen und Pflegekräften, Polizei und Feuerwehr während der Corona-Krise. „Schlecht Bezahlte leisten oft die größte Arbeit“, sagte er. Die Inzidenzzahlen seien dort am höchsten, wo viele Menschen auf engem Raum wohnten. Deshalb müsse in in diesen Stadtteilen vorrangig geimpft werden. Ebenso seien in Gegenden mit sozial schwacher Bevölkerung verstärkte Anstrengungen für mehr Bildung nötig.
Bundeskanzlerin Merkel erinnerte in ihrem Podcast an die erste Phase der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020, als die Beschäftigten in Supermärkten oder am Steuer von LKWs die Versorgung mit Lebensmitteln sicherten. Mit Blick auf die Arbeit im Home-Office sagte sie, es sei ihr bewusst, „wie anstrengend es sein kann, wenn über Monate der Esstisch gleichzeitig Schreibtisch und Hausaufgabenplatz für die Kinder ist“.
Hoffnung sehe sie in der Impfkampagne, die immer mehr an Fahrt aufnehme, fügte Merkel hinzu. Spätestens ab Juni könne sich jeder Bürger um einen Termin bemühen, sagte die Bundeskanzlerin. Sie wolle erneut Danke sagen, „für Ihren Einsatz in der schwersten Zeit, die unser Land seit Generationen erlebt hat. Für Ihre Solidarität und für Ihre Geduld.“