Sparkurs der Kirche: Schwaetzer warnt vor "Beharrungskräften"

Präses Imgard Schwaetzer in Berlin
©epd-bild/Jürgen Blume
Am Freitag treten die Mitglieder neu gewählten Synode erstmals zusammen - erneut rein digital. Dann wird auch eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für Präses Imgard Schwaetzer gewählt,
Sparkurs der Kirche: Schwaetzer warnt vor "Beharrungskräften"
02.05.2021
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow und Franziska Hein

Hannover, Berlin (epd). Die scheidende Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, rät ihrer Kirche angesichts sinkender Einnahmen, Beharrungskräften zu widerstehen. „Es darf künftig nur noch darum gehen, worauf sich die Kirche der Zukunft konzentrieren muss“, sagte Schwaetzer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Prüfkriterium bei der Finanzierung von Aufgaben sei, ob sie die Ziele der Gemeinschaftsbindung, Mitgliederbindung und öffentliche Positionierung erfüllten. „Da wird die neue Synode jedes Jahr wieder diskutieren müssen“, sagte Schwaetzer.

Am Freitag treten die Mitglieder neu gewählten Synode erstmals zusammen - erneut rein digital. Dann wird auch eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für Schwaetzer gewählt, die das Kirchenparlament fast acht Jahre lang geleitet hatte. Die Synode der EKD hatte im November 2020 in verschiedenen Beschlüssen die Grundlage für eine künftige Finanzstrategie gelegt. 20 Prozent des Haushaltsvolumens von 2019 müssen bis 2030 eingespart werden. Es handelt sich dabei um einen Betrag von rund 17 Millionen Euro. „Wir haben schon im vergangenen November erlebt, dass die Beharrungskräfte unendlich sind. Von diesen Beharrungskräften müssten sich die Synodalen aber frei machen“, forderte Schwaetzer.

Schwaetzer betonte, das Wichtigste, was die alte Synode der neuen weitergebe, sei der Zukunftsprozess mitsamt der Finanzstrategie. Es müsse weiter daran gearbeitet werden, die Gestalt der Kirche zu verändern. „Wir müssen versuchen, die verloren gegangene Resonanz in der Gesellschaft zumindest ein Stück weit zurückzugewinnen“, betonte sie. Dazu gehöre, „rauszugehen vor die Kirchenmauern, an neutralen Orten von der Liebe Gottes zu reden, die Botschaft des Evangeliums in die säkulare Gesellschaft tragen“. „Was ich dabei besonders dringlich finde: Wir müssen das in einer Sprache tun, die von dieser säkularen Gesellschaft auch verstanden wird“, sagte die frühere FDP-Bundesministerin.

Die scheidende Präses hob auch die Digitalstrategie der Kirche hervor. Diese sei auch entscheidend für die Zukunft. „Man sieht in der Corona-Pandemie, dass wir auf die digitale Verkündigung vorbereitet waren. Ich bin stolz darauf, was sich da an Kreativität für Gottesdienste und Seelsorge gezeigt hat“, sagte sie. In der Zukunft werde Gottesdienst nicht nur Präsenzgottesdienst sein. Sie empfinde es als positiv, dass die Kirchengemeinden in der Pandemie viele Menschen mit digitalen Gottesdiensten erreicht hätten, die bisher nicht in die Kirche gekommen seien.