Nürnberg (epd). Religion spielt einer aktuellen Studie zufolge bei der Integration von Menschen aus muslimisch geprägten Ländern eine geringere Rolle als oft angenommen. Die Dauer des Aufenthalts, die Gründe für die Migration und die soziale Lage seien bedeutender, sagte der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Hans-Eckhard Sommer, am Mittwoch bei der digitalen Vorstellung der Studie. Die Untersuchung "Muslimisches Leben in Deutschland" wurde vom Forschungszentrum des Bundesamtes im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz vorgenommen.
In Deutschland lebten laut der Studie im Jahr 2019 etwa 5,3 bis 5,6 Millionen Menschen muslimischen Glaubens, was einem Anteil von 6,4 bis 6,7 Prozent an der Bevölkerung entspricht. Die Zuwanderer grenzten sich nicht sozial ab, sondern fühlten sich mit Deutschland verbunden, sagte Sommer. Wenn Musliminnen und Muslime in einen Verein eintreten, wählten sie meist deutsche Vereine. Zwei Drittel geben demnach an, dass sie im Freundeskreis häufig Kontakt zu Menschen deutscher Herkunft haben und wünschen sich davon mehr.
Menschen, deren Familien aus muslimisch geprägten Herkunftsländern eingewandert sind, sind laut der Studie deutlich religiöser als Personen, die keinen Einwanderungshintergrund haben. 82 Prozent der Musliminnen und Muslime halten sich für sehr gläubig oder gläubig. Allerdings halten nur 39 Prozent das tägliche Gebet für nötig. 25 Prozent beten nie.
Studienleiterin Anja Stichs berichtete, dass nur 30 Prozent der Frauen aus muslimisch geprägten Ländern ein Kopftuch tragen, in Mehrheit Frauen über 66 Jahren. Musliminnen, die keines tragen, gaben häufig an, sie fänden es zur Ausübung des Glaubens nicht nötig (77 Prozent). Jedoch befürchtet mehr als ein Drittel auch Nachteile durch das Tragen eines Kopftuchs.