Köln (epd). Nach Corona-Ausbrüchen in freikirchlichen Gemeinden hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) die Religionsgemeinschaften aufgerufen, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. "Man muss sich immer fragen: Ist das jetzt in diesem Umfang wirklich nötig? Wir leben in einer Zeit, in der wir alle Einschränkungen hinnehmen müssen", sagte Reul dem "Kölner Stadtanzeiger" (Dienstag). Er appellierte an die Verantwortlichen der Gemeinden, "ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und an das Allgemeinwohl zu denken".
Reul betonte, dass die Religionsfreiheit "ein hohes Gut" sei. Wenn Präsenzmessen stattfänden, dann gehe das "nur mit einem Höchstmaß an Infektionsschutz".
In der Freien Christengemeinde Blankenheim (Kreis Euskirchen) soll ein Corona-Ausbruch mutmaßlich durch einen Gottesdienst verursacht worden sein, an dem mindestens 300 Gemeindemitglieder statt der erlaubten 250 teilgenommen haben sollen. Das soll zu fast 30 Infektionen geführt haben.
Im März war es zu einem Corona-Ausbruch in einer freikirchlichen Gemeinde im lippischen Lage gekommen. Mehr als 320 der rund 1.100 Mitglieder der Baptistengemeinde waren positiv auf das Coronavirus getestet worden. Als Ursache nannte der Kreis Lippe Zusammenkünfte bei Gottesdiensten sowie private Treffen der Gemeindemitglieder. Daraufhin hatte die Stadt Lage Präsenzgottesdienste sämtlicher Kirchen und Religionsgemeinschaften bis nach Ostern untersagt.
Nach der Coronaschutzverordnung von Nordrhein-Westfalen sind Gottesdienste unter Auflagen möglich. So müssen Besucher von Gottesdiensten in Kirchen, Synagogen und Moscheen medizinische Masken tragen, Abstände einhalten und auf Singen verzichten. Evangelische und katholische Kirche haben für Gottesdienste entsprechende Schutzkonzepte entwickelt.