Frankfurt a.M., New York (epd). Der UN-Sicherheitsrat hat sich tief besorgt geäußert über Berichte zu anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in der äthiopischen Krisenregion Tigray. In seiner ersten Erklärung zu der Lage in der Region seit dem Ausbruch des Konflikts Anfang November forderte der Präsident des Sicherheitsrates, Dinh Quy Dang, in der Nacht zum Freitag Ermittlungen, besonders zu der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte und andere Organisationen hatten mehrfach Berichte über Hunderte Vergewaltigungen und andere schwere Verbrechen veröffentlicht.
Der Sicherheitsrat äußerte sich zudem besorgt über die humanitäre Lage in Tigray und forderte eine Verstärkung der Hilfen sowie uneingeschränkten Zugang zu allen hilfsbedürftigen Menschen. Die schwierige Sicherheitslage in der Region im Norden des Landes stelle ein Hindernis für humanitäre Unterstützung dar. In den vergangenen Monaten hatten die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen immer wieder beklagt, dass Lieferungen von der äthiopischen Regierung aufgehalten werden oder wegen andauernder Kämpfe nicht verteilt werden konnten.
Die äthiopische Regierung wies Kritik zurück und erklärte, sie leiste humanitäre Hilfe und werde Menschenrechtsverletzungen untersuchen. Die Kämpfe in Tigray seien eine interne Angelegenheit, hieß es in der Erklärung der äthiopischen Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York. Laut Berichten von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen sind äthiopische Truppen und Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea, die die äthiopische Armee unterstützen, für schwere Verbrechen verantwortlich. Auch den paramilitärischen Truppen in Tigray werden schwere Verbrechen vorgeworfen.
Die äthiopische Zentralregierung liefert sich seit November Kämpfe mit der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die bisher in der Region im Norden des Landes an der Macht war. Hintergrund der Eskalation waren Wahlen für das Regionalparlament, die die TPLF entgegen der Anordnung der Zentralregierung abgehalten hatte. Tausende Menschen wurden seither getötet, mehr als 61.000 sind UN-Schätzungen zufolge ins Nachbarland Sudan geflohen.