Bonn (epd). Der Deutsche Tierschutzbund bittet die EU-Kommission um Hilfe, das Verbot des routinemäßigen Schwanzkupierens bei Schweinen in Deutschland umzusetzen. Deutschland verstoße seit Jahrzehnten gegen geltendes EU-Recht, weil die Ringelschwänze der Schweine kupiert würden, mahnte der Tierschutzbund am Montag in Bonn. "Wir appellieren an EU-Kommissarin Stella Kyriakides, ihren Einfluss geltend zu machen und die korrekte Umsetzung der Richtlinie einzufordern und, wenn nötig, ein dringend überfälliges Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten", sagte Präsidiumsmitglied Jürgen Plinz.
Laut einer EU-Richtlinie zu Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen ist das routinemäßige Schwanzkupieren seit 1994 verboten. Viele Staaten verstoßen laut Tierschutzbund dagegen. Ein Bericht der EU-Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2018 ergab etwa, dass bei 95 Prozent der Schweine in Deutschland der Ringelschwanz kupiert wird. Auch in den im Dezember 2020 von der EU-Kommission veröffentlichten Empfehlungen für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in Deutschland wurde erneut festgestellt, dass die EU-Tierschutzvorschriften "nicht ordnungsgemäß durchgesetzt werden".
Obwohl das Kupieren der Schwänze bei Schweinen als Routinemaßnahme verboten ist, sei es in Deutschland nach wie vor gängige Praxis, hieß es. Ein von Deutschland vorgelegter und 2019 in Kraft getretene Aktionsplan zur Einhaltung der Rechtsvorschriften in Bezug auf das Schwänzekupieren beim Schwein wurde laut Tierschutzbund von EU-Kommissarin Kyriakides im vergangenen Jahr als unzureichend befunden. Auch laut aktuellen Informationen, die dem Deutschen Tierschutzbund durch verschiedene Veterinärbehörden übermittelt worden seien, habe durch den Aktionsplan bisher keine nennenswerte Steigerung der Zahl unkupierter Tiere erreicht werden können.