Berlin (epd). Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat sich dafür ausgesprochen, die Impfreihenfolge bald aufzuheben. "Wenn zum Ende des Frühjahrs die großen Impfstoffmengen kommen, sollten die Impfprioritäten fallen und die Impfungen für alle Menschen geöffnet werden", sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident der "Bild am Sonntag". "Das wäre ein wichtiger Baustein für die Brücke zu einem Sommer mit viel mehr Freiheit." Laschet lobte zugleich die bisherige Linie: "Mit der strikten Priorisierung am Anfang haben wir eine Schutzmauer für die Alten und Pflegebedürftigen errichtet. So haben wir unzählige Leben gerettet."
Kritik kam von der Stiftung Patientenschutz. Vorstand Eugen Brysch bezeichnete den Vorstoß als verfrüht. Die Priorisierung solle garantieren, dass zunächst die Schwächsten als erstes geschützt werden, sagte Brysch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schließlich seien 90 Prozent der mit einer Corona-Infektion Gestorbenen über 70 Jahre alt. "Über ein Drittel der 80-Jährigen wartet in Nordrhein-Westfalen immer noch auf eine Erstimpfung", betonte der Patientenschützer. Solange es nicht genügend Vakzine gebe, dürfe nicht von der Reihenfolge abgewichen werden.
In der Debatte über mögliche Lockerungen der Corona-Einschränkungen für Geimpfte rief Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus zur Geduld auf. "Wir werden in eine Situation hineinkommen, in der Geimpfte sich wieder freier bewegen können als andere. Aber dafür ist die Ansteckungsrate im Augenblick insgesamt noch zu hoch", sagte Brinkhaus den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Sonntag): "Es geht immer auch um die Gesundheit anderer."
Rechtspolitiker von Union und SPD fordern, das Thema Lockerungen für Geimpfte im Bundestag zu behandeln. "Wenn Studien bestätigen, dass Menschen nach einer Impfung nicht mehr infektiös sind, dann müssen die Beschränkungen zurückgenommen werden", sagte der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jan-Marco Luczak (CDU) der "Welt am Sonntag". Ob Beschränkungen zurückgenommen werden sollten, müsse der Bundestag regeln. Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Fechner, sprach sich in der Zeitung dafür aus, die geplante Reform des Infektionsschutzgesetzes zu nutzen, um "klarstellend zu regeln, dass sich Schutzmaßnahmen entsprechend der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse immer nur an nicht geimpfte Personen richten können".
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