Göttingen (epd). Der Göttinger Strömungsforscher Eberhard Bodenschatz spricht sich dafür aus, zum Schutz vor Corona an Schulen in die Fenster von Klassenzimmern nach außen blasende Ventilatoren einzubauen. Die Ventilatoren seien sowohl zum Stoßlüften als auch zum Dauerlüften geeignet, sagte der Wissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Maßnahme ermögliche zusammen mit der Halbierung der Klassengröße durch ein Wechselmodell und dem konsequenten Tragen von Masken im Unterricht einen weitestgehend infektionssicheren Präsenzunterricht.
Bodenschatz ist Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Er erforscht seit rund 30 Jahren die Ausbreitung von kleinsten Teilchen in turbulenten Luftströmen.
"Ein Ventilator im Fenster eines Klassenraums bringt für Schüler und Lehrer eine klare Verbesserung des Infektionsschutzes", sagte Bodenschatz. Die 30 bis 40 Zentimeter großen Geräte sorgten für einen automatischen Luftaustausch mit einem 5- bis 15-fachen Luftwechsel pro Stunde. Ansteckende virustransportierende Aerosole würden aus dem Klassenraum befördert, frische Luft von außen hingegen über gekippte Fenster oder im Fenster eingebaute Luftfilter angesaugt.
Die Kosten für einen Fensterventilator liegen dem Forscher zufolge bei 500 bis 1.000 Euro. Das sei deutlich günstiger als der Preis für die gängigen Luftreinigungsgeräte. Zwar eigneten sich auch diese für den Infektionsschutz, da sie die Luft von Aerosolen befreiten. "Sie sorgen aber nicht für Frischluft", sagte der Professor.
Die Infektionsgefahr während des Unterrichts sei erheblich, wenn keinerlei Schutzmaßnahmen ergriffen würden, unterstrich Bodenschatz. Das Risiko, sich in einem Klassenraum anzustecken, in dem sich einen Vormittag lang 30 Schüler ohne Maske aufhalten, von denen einer mit Corona infiziert ist, liege nach vier Unterrichtsstunden bei mehr als 80 Prozent. Setzten alle eine Maske auf, sinke die Ansteckungsgefahr auf 15 Prozent. Werde zusätzlich noch korrekt gelüftet oder die Luft gereinigt, liege das Risiko nur noch bei weniger als drei Prozent.