Krankenhausgesellschaft sieht keinen Engpass auf Intensivstationen

Krankenhausgesellschaft sieht keinen Engpass auf Intensivstationen

Düsseldorf (epd). Der neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, mahnt Geschlossenheit von Bund und Ländern beim weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie an. Die derzeitige politische Kommunikation sorge weder für Glaubwürdigkeit noch für Vertrauen in der Bevölkerung, sagte Gaß der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Wenn der eine Ministerpräsident vor Inzidenzraten von 700 warnt und der andere sein gesamtes Bundesland zum Modellversuch?erklärt, ist das aus meiner Sicht das?genaue Gegenteil dessen, was die Bürgerinnen und Bürger von?der Politik erwarten dürfen." Es fehle seit langem?an einer gemeinsamen Strategie und Kommunikation.

Gaß warnt zudem vor Alarmismus. "Ich bin auch davon überzeugt, dass die Schreckensszenarien, die aus dem Bereich der Intensivmedizin seit Tagen verbreitet werden, weder in der Politik noch in der Bevölkerung zu den damit?wahrscheinlich ?beabsichtigten ?Reaktionen führen werden", sagte er. Die Krankenhäuser stünden nicht unmittelbar vor einer totalen Überlastung. Durch gemeinsames und abgestimmtes Handeln der Politik sowie klare Kommunikation ließe sich ein solches Szenario aus seiner Sicht auch vermeiden.

Angesichts der hohen Infektionszahlen sehen Intensivmediziner indessen die Kapazitätsgrenzen der Intensivstationen in vier Wochen erreicht. "Seit Mitte März sind unterm Strich 1.000 Intensivpatienten zusätzlich in den Krankenhäusern gelandet", sagte der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Christian Karagiannidis, der "Rheinischen Post". Wenn sich diese Geschwindigkeit fortsetze, "sind wir in weniger als vier Wochen an der regulären Kapazitätsgrenze angelangt".

Derzeit sind seinen Worten zufolge noch 1.500 Intensivbetten für Corona-Patienten frei. "Mehr als 550 Intensivstationen in Deutschland geben bereits an, aufgrund von Personalmangel die Patientenversorgung nur noch eingeschränkt gewährleisten zu können", berichtete Karagiannidis, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist. "Wir malen keine Schreckensbilder, unsere Warnungen sind von den Zahlen gedeckt", betonte er. Er forderte erneute einen harten Lockdown für zwei Wochen, außerdem verpflichtende Tests an Schulen zweimal in der Woche. "Und deutlich mehr Tempo bei den Impfungen in den Zentren und Arztpraxen."