Augsburg (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat im Kampf gegen Antisemitismus zu mehr Begegnung und Dialog aufgerufen. Eine wichtige Rolle beim Abbau von Vorurteilen spiele für ihn "die Sichtbarmachung jüdischen Lebens" in Deutschland, sagte Schuster am Mittwochabend in einer virtuellen Diskussionsveranstaltung. Die meisten Deutschen hätten nie Gelegenheit, mit Juden in Kontakt zu treten.
Wesentlich seien daher Initiativen wie etwa das Begegnungs-Projekt "Meet a Jew", bei dem Jugendliche in Schulen von ihrem Judentum berichten, betonte der Zentralratspräsident: "Der wichtigste Punkt für das Zusammenleben ist der gegenseitige Respekt von Mensch zu Mensch - aber auch von Religion zu Religion." Auch die evangelische Theologin Margot Käßmann betonte, sie wünsche sich "vor allem Begegnungen: Gegen Vorurteile hilft nur der gegenseitige Besuch einer Synagoge, einer Moschee oder eine Kirche".
Bei der Veranstaltungsreihe "Augsburger Friedensgespräche" diskutierten Schuster und Käßmann online mit dem Rabbiner Henry Brandt und dem deutsch-muslimischen Autor und Psychologen Ahmad Mansour über religiös begründeten Antisemitismus. Die "Friedensgespräche" finden einmal im Jahr statt und nehmen Bezug auf den Augsburger Religionsfrieden von 1555. Sie beschäftigen sich insbesondere mit dem interreligiösen Dialog, mit Migration und Integration.