Frankfurt a.M. (epd). Die Arbeit vieler Berufstätiger im Homeoffice wird nach Einschätzung von Experten nach dem Ende der Corona-Pandemie bestehen bleiben. Alle Unternehmen bewege das Thema, sagte der Geschäftsführende Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart, Wilhelm Bauer, auf dem Kongress der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)" zum Thema "Zukunft? Gestalten!" am Freitag in Frankfurt am Main. Rund die Hälfte aller Beschäftigten sei während der Pandemie zumindest zeitweise im Homeoffice gewesen. Unternehmen würden in Betriebsvereinbarungen die Möglichkeit eröffnen, dauerhaft einen Teil der Arbeitstage außerhalb des Arbeitsplatzes zu arbeiten.
Es werde nur wenige Jobs geben, in denen das Arbeiten aus der Distanz nicht möglich ist, sagte Bauer. Selbst viele Innovationsprozesse bräuchten keine Präsenz, sondern fänden durch virtuelles Zusammenarbeiten statt: "Es gibt tolle Tools dafür." Die Arbeitsdirektorin und Mitglied des Vorstands der Siemens AG, Judith Wiese, bestätigte, dass von weltweit 290.000 Mitarbeitern des Konzerns 170.000 im Homeoffice arbeiteten. Die Büros seien nur zu fünf bis 15 Prozent belegt. "Wir haben festgestellt, wie viel mehr man virtuell machen kann", sagte sie. Selbst Maschinen und Produktionsstätten könnten virtuell abgenommen werden. "Das hätten wir ohne Corona nicht so schnell gemacht", sagte Wiese.
Siemens habe eine Betriebsvereinbarung geschlossen, dass Mitarbeiter zwei bis drei Tage die Woche mobil an einem Ort ihrer Wahl arbeiten dürfen. "Nicht jeder kann und möchte das", sagte die Arbeitsdirektorin. Bei der Hälfte der Arbeitsplätze des Konzerns sei das Homeoffice auf Dauer möglich. Das Unternehmen wolle nun mehr Büroflächen für die Zusammenarbeit und für innovative Prozesse bereitstellen. In der neuen Unternehmenskultur sei Führen nicht Kontrolle, sondern Vertrauen in Mitarbeiter, unterstrich Wiese. Führungskräfte hätten in Zukunft eher die Rolle von Coaches, die Mitarbeiter bestärkten.