Studie: Verdienstabstand zwischen Geschlechtern kurzzeitig geringer

Studie: Verdienstabstand zwischen Geschlechtern kurzzeitig geringer

Düsseldorf (epd). Der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen könnte laut einer neuen Studie durch die Corona-Krise etwas kleiner geworden sein - allerdings nicht, weil Frauen bessere Einkommen erzielten. Grund sei, dass die Arbeitslosigkeit zwischen Frühjahr und Herbst 2020 bei Männern deutlich stärker gestiegen sei als bei Frauen, erklärte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf bei der Veröffentlichung der Untersuchung "Stand der Gleichstellung. Ein Jahr mit Corona". Zudem seien auch mehr männliche Beschäftigte in Kurzarbeit gewesen.

2019 hatte den Angaben zufolge in Deutschland der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen um 19 Prozent unter dem der Männer gelegen. Der Effekt, dass sich diese Schere zunächst etwas geschlossen hat, könnte sich nach Einschätzung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Böckler-Stiftung zum Jahreswechsel wieder gedreht haben. Im aktuellen Lockdown habe sich die Beschäftigungsentwicklung bei den Frauen relativ stärker verschlechtert. Auch lägen Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld bei Arbeitnehmerinnen wegen der Bemessung am Nettoeinkommen deutlich niedriger als bei ihren männlichen Kollegen.

Zugenommen habe durch die Pandemie der Rückstand von Frauen bei der durchschnittlichen Erwerbsarbeitszeit, erklärten die Autorinnen der Studie. Während im April vergangenen Jahres 24 Prozent der Mütter ihre Arbeitszeit im Job reduziert hätten, um bei geschlossenen Schulen und Kitas ihre Kinder zu betreuen, seien es bei den Vätern nur 16 Prozent gewesen. Vor Ausbruch der Pandemie hätten erwerbstätige Mütter im Schnitt zehn Stunden pro Woche kürzer gearbeitet als Väter - im Frühjahr 2020 seien es zwölf Stunden, im November immer noch elf Stunden gewesen. Die Böckler-Stiftung warnte davor, dass Arbeitgeber nach der akuten Krise kein Interesse an einer Wiederaufstockung der Arbeitszeit haben könnten.

Für die Studie ließ die Böckler-Stiftung nach eigenen Angaben mehr als 7.600 Erwerbstätige und Arbeitsuchende im April, Juni und November 2020 repräsentativ befragen.