Frankfurt a.M., Abuja (epd). Im Norden Nigerias sind Medienberichten zufolge erneut Hunderte Schülerinnen entführt worden. Bewaffnete hätten in der Nacht zum Freitag rund 300 Mädchen aus einer weiterführenden Schule im Bundesstaat Zamfara verschleppt, berichtete die Zeitung "The Punch" am Freitag. Die Angreifer hatten sich Augenzeugen zufolge als Bewacher ausgegeben und seien so in die Schlafsäle des staatlichen Mädcheninternats im Ort Jangebe eingedrungen.
Weil keine Wachleute oder Polizisten anwesend waren, konnten sich die Kidnapper dem Bericht zufolge stundenlang auf dem Gelände aufhalten und die Schülerinnen in offenen Kleintransportern und auf Motorrädern verschleppen. Die Polizei bestätigte der Zeitung gegenüber die Entführung, konnte aber noch keine Details nennen. Wer hinter der Tat steckt, war zunächst unklar.
Mitte Februar waren im angrenzenden Bundesstaat Niger 42 Schüler und Mitarbeiter einer Schule von einer bewaffneten Bande entführt worden. Die Regierung verhandelt Medienberichten zufolge noch mit den Entführern über ihre Freilassung. 2014 sorgte die Entführung von 276 Schülerinnen im Ort Chibok im Norden des Landes weltweit für Schlagzeilen. 107 von ihnen wurden seither befreit oder konnten fliehen, von den anderen 112 Mädchen fehlt noch immer jede Spur.
Im Norden und im Zentrum von Nigeria operieren mehrere bewaffnete Milizen, darunter auch islamistische Gruppen wie Boko Haram. Der Regierung zufolge gibt es Anzeichen für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Boko Haram und örtlichen Banden. Boko Haram hat nach Schätzungen von Unicef seit 2013 mehr als 1.000 Kinder in Nigeria verschleppt.