Fastenaktion: Bischof Wilmer ruft zu nachhaltigem Lebensstil aus

Fastenaktion: Bischof Wilmer ruft zu nachhaltigem Lebensstil aus

Hildesheim, Aachen (epd). Zur Eröffnung der Misereor-Fastenaktion hat der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer zu Konsumverzicht und Mitmenschlichkeit aufgerufen. "Eine andere Welt ist möglich. Es liegt in unserer Hand, sie zu gestalten", sagte er am Sonntag in dem von der ARD aus dem Hildesheimer Dom übertragenen Gottesdienst. "Es liegt an uns, einen Lebensstil einzuüben, der gerechter ist. Nachhaltiger. Der den Kindern und Enkeln die Luft zum Atmen lässt." Die 63. Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor steht in diesem Jahr unter dem Motto "Es geht anders!". Sie regt dazu an, die eigenen Konsumgewohnheiten und ihre Auswirkungen auf ärmere Länder zu beleuchten.

Die Corona-Pandemie decke auf, wo es auf der Welt brenne, sagte Wilmer laut vorab verbreiteter Mitteilung. "Gleichzeitig aber geschehen Dinge, die wir vorher nicht zu träumen wagten: Flugzeuge bleiben am Boden. Der CO2-Ausstoß ist so gering wie seit langem nicht mehr. An vielen Orten rücken die Menschen näher zusammen, helfen einander."

Partnerland der Fastenaktion, mit der auch zu Spenden aufgerufen wird, ist in diesem Jahr Bolivien. Seit seiner Gründung hat Misereor nach eigenen Angaben weltweit mehr als 110.000 Projekte mit über 7,7 Milliarden Euro gefördert. Zurzeit unterstützt das Werk rund 2.900 Projekte in 86 Ländern. Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor, betonte in seinen Eröffnungsworten, die Bewahrung der Schöpfung und die Einheit der Menschen seien gemeinsame Weltaufgaben.

In Bolivien erlebten die Partnerorganisationen, die im Amazonas-Tiefland mit indigenen Bevölkerungsgruppen zusammenarbeiteten, das Vordringen der Agrarindustrie und das Eindringen von Neusiedlern und Holzfällern, schilderte er. "Besonders indigene Gruppen stehen vor der Gefahr des Verlustes ihrer eigenen Kultur." Misereor unterstütze sie bei der Rückbesinnung auf ihr traditionelles Wissen, verknüpft mit neuen, naturnahen Anbaumethoden. So leisteten sie zugleich einen Beitrag zum Erhalt des Regenwaldes.

Zum zweiten Mal in Folge fällt die bundesweite Fastenaktion in die Zeit der Pandemie. Viele Veranstaltungen laufen deshalb über digitale Formate. Höhepunkt ist die Kollekte am 5. Fastensonntag (21. März). Bundesweit wird in den katholischen Gottesdiensten Geld gesammelt für die aktuell laufenden Hilfsprojekte. Auch für die Fastenkollekte kann online gespendet werden.

Zur Tradition der Fastenaktion gehört das Hungertuch. In diesem Jahr hat die chilenische Künstlerin Lilian Moreno Sánchez das Tuch gestaltet. Basis ist ein Röntgenbild, das den gebrochenen Fuß eines Menschen zeigt, der in Santiago de Chile bei den Demonstrationen gegen soziale Ungerechtigkeit 2019 verletzt worden war.