Frankfurt a.M., Mandalay (epd). Nach den tödlichen Schüssen auf Protestierende in Myanmar mehrt sich international Kritik am Militärregime. Die Bundesregierung verurteile das gewaltsame Vorgehen des myanmarischen Militärs, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin am Sonntag. Die Gewalt gegen Demonstranten in dem südostasiatischen Land müsse beendet und stattdessen ein Dialog eröffnet werden, der eine Rückkehr zum Demokratisierungsprozess ermögliche. Bei den Demonstrationen gegen das Militärregime waren in der zweitgrößten Stadt Mandalay mindestens zwei Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden, einige davon schwer.
Trotz des brutalen Einsatzes der Sicherheitskräfte vom Vortag versammelten sich am Sonntag (Ortszeit) allein in Mandalay mehrere Zehntausend Menschen, um der Opfer zu gedenken, wie die Nachrichtenportale "Frontier Myanmar" und "Irrawaddy" berichteten.
Zuvor hatte auch UN-Generalsekretär António Guterres seine Kritik an der Junta bekräftigt. "Die Anwendung von tödlicher Gewalt, Einschüchterung und Schikanen gegen friedliche Demonstranten ist inakzeptabel", schrieb Guterres in der Nacht zu Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Jeder habe ein Recht darauf, sich friedlich zu versammeln. Der Vize-Asienchef von Human Rights Watch, Phil Robertson, nannte die Gewalt "empörend und "inakzeptabel" und forderte eine Untersuchung.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price erklärte, Washington sei "zutiefst besorgt über Berichte, wonach Sicherheitskräfte auf Demonstranten geschossen haben." Laut Berichten ließ Facebook am Sonntag die von der Junta betriebene "True-News"-Seite wegen wiederholter Anstiftung zu gewaltsamen Aktionen sperren. Für Montag ist ein Treffen der EU-Außenminister geplant, um über mögliche Maßnahmen gegen Myanmars Junta zu beraten. Die USA haben bereits Sanktionen gegen zehn führende Militärs und drei mit der Armee verbundene Edelstein-Unternehmen verhängt.
Polizisten und Militärs hatten sowohl mit Gummigeschossen als auch mit scharfer Munition das Feuer auf die Teilnehmer der Kundgebung in Mandalay eröffnet. Laut "Frontier Myanmar" waren neben der Polizei auch Soldaten einer Infanterie-Division vor Ort, die im August 2017 an der brutalen Offensive gegen die muslimischen Rohingya beteiligt gewesen war. Laut "Irrawaddy" war zudem ein Bewohner in einem Vorort der früheren Hauptstadt Rangun von der Polizei erschossen worden.
Unterdessen fand die Bestattung der 20-jährigen Mya Thwe Thwe Khine in der Hauptstadt Naypyidaw statt. Ein Polizist hatte ihr am 9. Februar bei einer Demonstration in den Kopf geschossen. Sie war am Freitag gestorben und das erste bestätigte Todesopfer seit Beginn der Demonstrationen gegen den Putsch. Die junge Frau wurde zu einer Symbolfigur der Proteste. Myanmars Militärführung wies die Verantwortung an ihrem Tod zurück.
Am 1. Februar hatte die Armee gegen die bis dahin regierende "Nationale Liga für Demokratie" von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geputscht. Seither geht das Militär brutal gegen Kritiker vor. Die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" meldete bis Samstagabend fast 570 Verhaftungen.