"Brot für die Welt" beklagt Schieflage bei Impfstoffverteilung

"Brot für die Welt" beklagt Schieflage bei Impfstoffverteilung

Berlin (epd). Gesundheitsexpertinnen des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt" kritisieren eine "deutliche Schieflage" bei der weltweiten Impfstoffverteilung. Sie forderten am Donnerstag in Berlin, den Patentschutz für die Zeit der Covid-19-Pandemie auszusetzen. Die Referentin internationale Gesundheitspolitik, Mareike Haase, sagte, Länder mit hohen Einkommen hätten sich so viele Impfdosen gesichert, dass sie ihre Bevölkerung gleich mehrfach durchimpfen könnten. Währenddessen verfügten 130 arme Länder bislang über keine einzige Impfdosis.

Die Ärztin und Beraterin der Partnerorganisationen des Hilfswerks in Gesundheitsfragen, Sonja Weinreich, wies darauf hin, dass Südafrika für Astrazeneca Impfstoff dem indischen Hersteller mehr zahlen musste als europäische Staaten.

Haase fügte hinzu, dass das internationale Impfprogramm Covax massiv unterfinanziert sei und sich die Initiative Covid-19 Technology Access Pool (C-TAP) im "Dornröschenschlaf" befinde. Bei der von Costa Rica vor fast einem Jahr in die Debatte eingebrachten C-TAP-Initiative geht es darum, das Wissen zur Produktion von Impfstoffen, Schutzausrüstung oder anderen für die Pandemiebekämpfung notwendigen Materialien solidarisch zu teilen. Die Initiative Covax, an der die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beteiligt ist, bereitet derzeit eine Impfkampagne in Afrika vor.

Die "Brot für die Welt"-Expertinnen setzen nun auf eine Initiative zur Lockerung des Patentschutzes für Impfstoffe und Medikamente gegen Covid-19, die derzeit an Fahrt gewinnt. In der Welthandelsorganisation (WTO) wurde der Vorschlag von Indien und Südafrika bereits diskutiert. Die EU, die USA und andere Industriestaaten lehnen ein solches Vorgehen ab, während mehr als 100 ärmere Staaten - unter ihnen Kenia, Pakistan, Tunesien, Indonesien, Ägypten, Venezuela, Nigeria und Bangladesch - es befürworten.

Konkret geht es dabei darum, allen Ländern zu erlauben, die Durchsetzung des Rechts auf geistiges Eigentum an medizinischen Produkten zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auszusetzen. Dann könnten Medikamente, Impfstoffe und Diagnosemittel günstiger produziert werden.