Frankfurt a.M., Abuja (epd). In Nigeria sind bei einem erneuten Angriff auf eine Schule möglicherweise wieder Hunderte Kinder entführt worden. Die Regierung habe das Militär in den Ort Kara im Westen des Landes geschickt, teilte Regierungssprecher Garbu Shehu am Mittwoch auf Twitter mit. Offiziell war von mehreren Dutzend Entführten die Rede, nigerianischen Medienberichten zufolge wurden aber mehrere Hundert Schüler und Lehrer verschleppt.
Bei den Tätern handele es sich um eine lokale Bande, die am frühen Mittwochmorgen eine staatliche Schule in Kara angegriffen und dabei mindestens einen Schüler getötet habe, berichtete die Zeitung "Vanguard". Die Regionalregierung des Bundesstaats Niger ließ am Mittwoch alle Schulen in der Umgebung von Kara schließen. Präsident Muhammadu Buhari kündigte seinem Sprecher zufolge an, alles zu tun, um die Schüler zu befreien und ähnliche Entführungen in Zukunft zu verhindern.
Mitte Dezember waren bei einem ähnlichen Angriff mehr als 300 Jungen eines Internats verschleppt worden. Nach rund einer Woche Verhandlungen wurden sie freigelassen. In einem Video, das Boko Haram zugeschrieben wurde, hatte sich die islamistische Terrorgruppe zu der Entführung bekannt. Die Regionalregierung ging jedoch von lokalen Tätern aus.
Im Norden Nigerias sind mehrere bewaffnete Milizen aktiv, darunter auch islamistische Gruppen. Der Regierung zufolge gibt es Anzeichen für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Boko Haram und örtlichen Gruppen. Boko Haram hat nach Schätzungen von Unicef seit 2013 mehr als 1.000 Kinder in Nigeria verschleppt. Die Entführung von 276 Schülerinnen im Ort Chibok im Norden des Landes sorgte 2014 weltweit für Schlagzeilen. 107 von ihnen wurden seither befreit oder konnten fliehen, von den anderen 112 Mädchen fehlt noch immer jede Spur.