Den Haag (epd). Am Internationalen Strafgerichtshof hat am Dienstag der erste Prozess wegen Verbrechen im andauernden Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik begonnen. Die Anklage des Gerichts in Den Haag warf dem früheren Minister Patrice-Edouard Ngaïssona und dem Anführer der vorwiegend christlichen Anti-Balaka-Miliz, Alfred Yekatom, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Sie seien unter anderem für Mord, Folter, den Einsatz von Kindersoldaten und die Vertreibung der Zivilbevölkerung verantwortlich. Der Prozess begann mit der Verlesung der Anklageschrift.
Ngaïsosona, der Sportminister und Vorsitzender des Zentralafrikanischen Fußballverbands war, fungierte demnach als Koordinator der Anti-Balaka-Bewegung, deren Milizen schwere Verbrechen gegen Muslime begangen haben. Yekatom war Anführer einer der Gruppen innerhalb der Anti-Balaka-Bewegung und soll das Kommando über rund 3.000 Kämpfer geführt haben. Der Prozess wird voraussichtlich mehrere Jahre dauern. Bei einer Verurteilung droht ihnen eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren.
Ngaïssona und Yekatom sind die ersten Angeklagten, die sich für Verbrechen in dem seit 2013 dauernden Bürgerkrieg verantworten müssen. Nach dem Sturz des damaligen Präsidenten Francois Bozizé versank die Zentralafrikanische Republik in einem blutigen Konflikt, der vor allem von christlichen Milizen, den Anti-Balaka, und den muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen ausgetragen wird. Ende Januar war erstmals ein Anführer der Séléka festgenommen und nach Den Haag überstellt worden. Nach UN-Schätzungen wurden in dem Konflikt Tausende Menschen getötet mehr als 1,3 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen.