London, Naypyidaw (epd). Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Myanmars Militärregime den Einsatz tödlicher Waffen gegen Demonstranten vor. Bei Protesten gegen den Militärputsch war am Dienstag eine junge Frau durch einen Kopfschuss mit scharfer Munition lebensgefährlich verletzt worden. Der Schuss sei von einem Polizisten abgegeben worden, wie ein in den sozialen Medien verbreitetes Video und Foto zeigten, erklärte Amnesty am Donnerstag in London. Bei der Waffe habe es sich um eine in Myanmar hergestellte Maschinenpistole gehandelt. Dagegen behauptete das Regime, es seien keine lebensgefährlichen Waffen benutzt worden.
Laut Amnesty wandte sich die 19 Jahre alte Frau in der Hauptstadt Naypyidaw von den Polizeieinheiten ab und suchte mit anderen Protestierenden Schutz vor Wasserwerfern, als sie seitlich am Kopf getroffen wurde. Medienberichten zufolge habe die Frau wichtige Gehirnfunktionen verloren und nur eine geringe Überlebenschance. Die Organisation Fortify Rights hatte am Mittwoch unter Berufung auf einen Arzt und Verwandten den Tod der jungen Frau gemeldet, die Angabe aber später korrigiert.
Während die Proteste gegen den Putsch in dem südostasiatischen Land anhalten, werden international erste Sanktionen gegen das Militärregime verhängt. US-Präsident Joe Biden kündigte an, dass hochrangigen Militärs der Zugriff auf ihr Vermögen in den USA im Umfang von einer Milliarde Dollar (etwa 825 Millionen Euro) verwehrt werde. Weitere Sanktionen sollten gegen führende Putschisten und deren Angehörige verhängt werden. Auch soll es eine strikte Exportkontrolle geben.
Am 1. Februar hatte Myanmars Militär unter Armeechef Min Aung Hlaing die bis dato regierende "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Als Grund nannten die Generäle angeblichen Wahlbetrug bei den Parlamentswahlen im November. Menschenrechtler berichten von mindestens 220 Festnahmen.