Ökonomin aus Nigeria bleibt einzige Kandidatin für WTO-Spitze

Ökonomin aus Nigeria bleibt einzige Kandidatin für WTO-Spitze

Genf, Seoul (epd). Die südkoreanische Handelsministerin Yoo Myung-hee (53) hat ihre Kandidatur für den Chefposten der krisengeplagten Welthandelsorganisation (WTO) zurückgezogen. Sie habe ihre Bewerbung nach engen Beratungen mit Washington aufgegeben, um die Konsensfindung zu erleichtern, sagte sie laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag. Damit scheint der Weg frei für die einzige weitere Kandidatin, die frühere Finanzministerin und kurzzeitige Außenministerin Nigerias, Ngozi Okonjo-Iweala (66).

Somit käme in der 25-jährigen Geschichte der WTO mit Sitz in Genf zum ersten Mal eine Frau an die Spitze. Die US-Regierung unter dem früheren Präsidenten Donald Trump hatte eine Einigung blockiert und sich gegen die Nigerianerin gesperrt, die die Unterstützung einer Mehrheit der 164 Mitgliedsstaaten hat. In der WTO wird in der Regel im Konsens entschieden, jedes Land hat somit de facto ein Vetorecht. Allerdings kann es in Ausnahmefällen auch zu einer Abstimmung kommen.

Okonjo-Iweala ist promovierte Ökonomin, besitzt auch die US-Staatsbürgerschaft und war Spitzenfunktionärin der Weltbank. Ursprünglich waren acht Kandidatinnen und Kandidaten im Rennen. Der Brasilianer Roberto Azevêdo war Ende August vorzeitig als WTO-Generaldirektor zurückgetreten und übernahm eine Führungsposition bei dem Konzern PepsiCo.

Die 1995 gegründete WTO, die einen regelgebundenen und möglichst freien Warenaustausch garantieren soll, sieht sich mit einer weltweiten Welle des Protektionismus konfrontiert. Handelskonflikte zwischen den USA und China, die teilweise in der WTO ausgetragen werden, belasten zudem das internationale Geschäftsklima. Und Betriebsschließungen und Grenzsperren in der Corona-Pandemie führten zu einem starken Einbruch des Welthandels.

Die Ökonomin Okonjo-Iweala aus dem erdölreichen Nigeria strebt eine stärkere Einbindung der Länder des Südens in die Globalisierung an. Ein großes Vorhaben der WTO, die armen Staaten stärker am Welthandel zu beteiligen, begann 2001 in Doha. Doch die Verhandlungen über einen neuen Welthandelsvertrag versandeten. Das ergebnislose Feilschen der Mitglieder in der sogenannten Doha-Runde trug entscheidend zur Krise der WTO bei.