GLS Bank mahnt mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwelt an

GLS Bank mahnt mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwelt an
Einen radikalen Wandel fordert die GLS Bank in der Finanzwelt. Ohne ein gesamtwirtschaftliches Gegensteuern dürften nach Erwartung der Bank die Kosten einer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise in den kommenden Jahren weiter deutlich steigen.

Bochum (epd). Angesichts der weltweiten ökologischen Herausforderungen muss sich die globale Finanzwelt nach Einschätzung der Bochumer GLS Bank einem radikalen Wandel unterziehen. Notwendig sei dazu eine Konzentration auf nachhaltiges Wirtschaften, sagte der Vorstandssprecher der nach eigenen Angaben weltweit ersten Ökobank, Thomas Jorberg, am Montag bei Vorlage der Bilanz.

Das Bank- und Finanzmarktsystem habe bisher ohne Rücksicht auf die drohende Klimakatastrophe oder den Kollaps der Biodiversität in erster Linie Kapital gebildet und vermehrt, kritisierte Jorberg. Künftig müsse dieses Geld wieder in Natur- und Sozialvermögen umgewandelt werden: "Die Bank von morgen muss das Geld für Natur und Mensch nutzen. Dazu gehört zum Beispiel, mit der eigenen Wirtschaftsweise das Pariser Klimaabkommen zu unterstützen und 2035 klimaneutral zu sein." Eine ganzheitliche Krise könne auch nur ganzheitlich gelöst werden.

Ohne ein gesamtwirtschaftliches Gegensteuern dürften nach Erwartung der Bank die Kosten einer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise in den kommenden Jahren weiter deutlich steigen. Die sogenannten Schattenkosten der Weltwirtschaft ergeben sich unter anderem aus den Folgen des Klimawandels, abnehmender Artenvielfalt, der Verschmutzung von Wasser und Böden sowie jüngst auch der Corona-Pandemie. Im Vorjahr beliefen sich diese Ausgaben laut Schätzungen auf ein Viertel des Weltwirtschaftsprodukts. Das entspreche 20 von 80 Billionen US-Dollar (umgerechnet 16,5 von 66 Billionen Euro).

Die ökonomischen Risiken des Klimawandels seien auch in Deutschland immer stärker spürbar, warnte der GLS-Vorstandssprecher Jorberg. So entstehen der hiesigen Landwirtschaft nach einer von dem Kreditinstitut in Auftrag gegebenen Studie als Folge ökologischer Schäden jährliche Kosten in Höhe von 3,7 Milliarden Euro. Ursache sind etwa Bienensterben, Dürre und Versicherungsschäden durch Starkregen. Zur Eindämmung dieser Kosten spricht sich die GLS Bank hierzulande für die Einführung einer Pestizidabgabe aus, wie es sie bereits in Dänemark gibt. Dort gehe der Einsatz von Pestiziden seitdem zurück.

Die GLS Bank (das Kürzel steht für "Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken") sieht sich unterdessen im Wettbewerb um mehr Nachhaltigkeit weiterhin gut aufgestellt. Sie finanziert nach eigenen Angaben nur sozial-ökologisch orientierte Unternehmen. Das Geschäftsmodell zeigte sich auch im Vorjahr erfolgreich. Laut der Bilanz kletterte das Kreditvolumen gegenüber 2019 um 12 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Rund die Hälfte der vergebenen Darlehen entfielen dabei auf die Geschäftsfelder erneuerbare Energien, Soziales und Gesundheit sowie Ernährung.

Die Bilanzsumme des rund 700 Mitarbeiter zählenden Kreditinstituts verbesserte sich dabei den Angaben zufolge um annähernd 20 Prozent auf acht Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss legte leicht von 84,9 auf 92,3 Millionen Euro zu. Auch die Kunden honorierten die Ausrichtung der Bank. Im Vorjahr stieg ihre Zahl um 15,7 Prozent oder 38.000 auf 280.000 erneut. Einen kräftigen Zuwachs verbuchte das Geldinstitut auch im Geschäft mit seinen nachhaltigen Anlageprodukten. Ihr Wert wuchs im Jahresvergleich um knapp ein Drittel auf annähernd eine Milliarde Euro.